Teil 1 der Biografie von Hilde Knef beschäftigte sich mit ihrem Aufstieg zum internationalen Film-Star. Teil 2 analysiert nun ihre Karriere als Sängerin und Schriftstellerin. Und ihre kreative Durststrecke seit den 1970ern.

Hildegard Knef 1970 in einer holländischen Fernsehshow. Foto: Niederländisches Reichsarchiv (auch Titelfoto)

Die Chanteuse

Anfang der sechziger Jahre scheint die Schauspielkarriere der Knef ins Nichts zu weisen. Immerhin kann sie zu diesem Zeitpunkt von sich sagen: Wenn schon nicht Hollywood-Star, dann zumindest Broadway-Sternchen. Aus der Schauspielerin Knef wird immer mehr die Sängerin Knef. In den sechziger Jahren soll sie Hits wie „Eins und eins, das macht zwei“ und „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“ fabrizieren. Schon früh beginnt die Knef mit dem Singen. Einen ersten Auftritt hat sie in „Schnee am Kilimandscharo“, den nächsten in „Alraune“ sowie in weiteren Filmen. Mitte der fünfziger Jahre bekommt sie das überraschende Angebot, in Silk Stockings, einem Musical von Cole Porter und George S. Kaufman, die weibliche Hauptrolle zu übernehmen.

So geht Hildegard Knef Ende 1954 an den New Yorker Broadway – und das Musical wird in der Tat zu einem gigantischen Erfolg. „Silk Stockings“, zu deutsch: Seidenstrümpfe, kommt derart gut an, dass sie fast ohne Pause in 675 Vorstellungen auftritt. Sie müsste vertragsgemäß eigentlich noch so lange weiterspielen, bis der Zuschauer-Zulauf zum Musical auch im letzten Provinznest von Oklahoma langsam aber sicher verebbt. Denn im Vertrag ist auch eine Tournee durch die USA verankert. Doch mittels einer vorgetäuschten Tropenkrankheit kann sich die Knef im Frühjahr 1956 aus dem Kontrakt heraustricksen.

Als es Anfang der Sechziger mit der Schauspielerei nicht so recht weitergehen will, besinnt sich Hilde Knef auf ihre kurze große Zeit am Broadway – und beschließt, Sängerin zu werden. Dabei hat sie zwei Trümpfe in der Hand. Der erste: Sie hat in New York intensiven Gesangsunterricht genossen, um sich vor Hunderten von Zuschauern ohne Mikro Gehör zu verschaffen. Sie weiß also, wie sie alles aus ihrer Stimme herausholen kann. Ihr zweiter Trumpf: Sie geht mit der Geschichte hausieren, dass die Jazz-Legende Ella Fitzgerald nach Besuch einer „Silk Stockings“-Vorstellung gesagt hätte, sie – die Knef – sei „die beste Sängerin ohne Stimme.“ Dankbar nimmt die Journaille diese bis zum Erbrechen bemühte Formel auf. Für Hilde Knef dient sie als Werbeclaim erster Güte und zugleich als Absolution für ihre begrenzten Sangeskünste – und dies von der Spitze des Olymps.

„In Wirklichkeit hatte Knef eher zu viel als zu wenig Stimme“, analysiert jedoch der Musikjournalist Christian Schröder (7). „Ihr rauchiger Alt, der in höheren Lagen brüchig wurde, war zum Schmettern von Liebesarien nicht geeignet, eher zum trocken-bilanzierenden Rezitieren. Rhythmus lag ihr mehr als Melodie, das Vibrato, das sie gelegentlich einsetzte, konnte auch schon mal verrutschen.“ In der Tat ist Hildegard Knef kein Stimmwunder, dafür ist ihr Umfang viel zu gering, Lichtjahre entfernt vom hohen C. Auch bei den Noten ist sie nicht immer absolut treffsicher.

Das Cover des ersten Knef-Albums.

Diese Unzulänglichkeiten gleicht sie jedoch dadurch aus, dass sie ihre Stimme äußerst geschickt einsetzen kann. Dabei kommt ihr ihre Erfahrung als Schauspielerin zugute: So kann sie Akzente und Pausen wunderbar setzen. Sie kann kühl und dominant wie eine Raubtier-Dompteurin auftrumpfen, dann wieder verletzlich und melancholisch hauchen. Dazu hat Hildegard Knef immer die passende Mimik und Gestik parat – sie führt ihre Songs regelrecht auf. „Meine Chansons kommen vom Wort her, nicht von der Stimme“, sagt sie einmal. So kehrt sie ihre Stimminsuffizienz in einen Vorteil um, der in einem dunklen Sprechgesang zum Ausdruck kommt. Der wird bei den Plattenaufnahmen ganz bewusst in den Vordergrund gemischt. Nur wenn es unumgänglich erscheint, wird die Knef’sche Alt-Stimme durch die Beimischung von Hall-Effekten ab und an etwas mehr zum Federn gebracht.

1962 veröffentlicht die Knef mit So oder so ist das Leben ihre erste LP. In erster Linie intoniert sie Evergreens von „Georgia’s on my Mind“, das sie mit einem grauenvollen deutschen Akzent vorträgt, über „Mackie Messer“ bis „Pigalle“. Und wer ihr die Idee geliefert hat, vom Schauspiel- ins Gesangsfach zu wechseln, wird auch schnell deutlich: Neben „Von Kopf bis Fuß“ singt Knef noch weitere Marlene-Dietrich-Klassiker. Während das Debütalbum noch etwas beliebig und suchend wirkt, zeichnet sich die Nachfolge-LP mit dem unbescheidenen Titel Die großen Erfolge durch neue Kompositionen und deutlich mehr textliche Eigenständigkeit aus.

Ohne jede Frage sticht der Song Eins und eins, das macht zwei hervor, bei dem Hilde Knef im Walzertakt Erkenntnisse über die Vergänglichkeit der Liebe launig vorträgt. Nicht nur auf der LP und der ausgekoppelten Single, sondern auch gleich zwei Mal in dem Film Das große Glücksspiel (1963). Der belanglose, aber sehr populäre Episodenfilm, in dem die Knef ein Callgirl spielt, das einen Pennäler verführt, bringt ihr und ihrem Song enorme Publicity. Noch im selben Jahr folgt ihre erste Fernsehshow „Hildegard Knef – Porträt in Musik“, die der Sängerin zum Durchbruch verhilft und die Plattenverkäufe enorm ankurbelt. „Die großen Erfolge“ werden nun wirklich zum großen Erfolg: 98 Wochen lang bewegt sich das Album in den Top 40 der deutschen Musikcharts. Fortan hat sie immer wieder eigene Fernsehshows, tritt in Interview-Sendungen auf, aber auch in Shows mit verschiedenen Musikern. Ab Mitte der Sechziger bestreitet sie auch mit großem Erfolg mehrere Konzert-Tourneen. Sie gehört dazu, schnell ist sie oben angekommen.

Auch hier bürstet die Knef wieder gegen den Strich. So begnügt sie sich nicht mit der biederen Schlagerseligkeit der 1950er, wie sie noch weit in die Sechziger hineinstrahlt. Die Musik weist zwar auch Schlagerelemente auf, gleitet zuweilen sogar in den Kitsch ab, sucht ihre Heimat vor allem aber im Chanson, ohne jedoch das französische Vorbild eins zu eins kopieren zu wollen. Denn es gesellen sich Jazz-, manchmal auch Musical-Motive hinzu. All dies gibt ihrer Musik ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in Deutschland, ganz zu schweigen von den Texten. „Knefs Lieder waren pointierte Kurzgeschichten, Erinnerungsbilder, theatralische Farcen, in denen sie Rollen durchprobierte“, charakterisiert Schröder (7) das Knef’sche Liedwerk der ersten Jahre.

In dieser Zeit verleiht sich die Knef auch ein neues Image. Sie trägt die Haare nun modern und mittellang. Noch prägnanter ist jedoch, dass sie sich ihre Augen dunkel schminkt und dicke künstliche Wimpern draufpappt. Der breite Mund findet durch einen eher hellen Lippenstift geringere Betonung als früher. Den Look hat sich Knef bei der israelischen Popsängerin Ester Ofarim abgeschaut. Doch bald fragt keiner mehr danach. Denn das Gesicht ergänzt ein neuer Modestil von schnörkelloser Einfachheit und Eleganz des französischen Couturiers Pierre Balmain. Der Modefotograf Rico Puhlmann darf schließlich dafür sorgen, dass die neue Knef entsprechend in Szene gesetzt wird.

Typischer Knef-Gestus als Sängerin in den Siebzigern.

Die neue Knef ist eine reife Knef. Mit fast 40 Jahren entdeckt sie ein weiteres Talent in sich: das Texten. So verfasst sie 1965 mit Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen eine Liebeserklärung an ihre spröde Heimatstadt. Drei Jahre später den Alltime-Classic Für mich soll’s rote Rosen regnen. Plötzlich wird die oft Gescholtene und Verlachte zum Medienliebling: „Durch ihre Chanson-Texte gilt sie als kluge Frau, als Intellektuelle, und sie versteht es, dieses Bild auch zu bedienen“, schreibt Trimborn (6). Teilweise wirken die Texte aufgebläht, oft sind sie aber wirklich reflektiert und einfühlsam, dabei voller Ironie, Originalität und Sprachwitz. Zusätzlichen Pep erhalten die Worte in der Tonspur durch die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Komponisten und Produzenten Hans Hammerschmid. Dieser komponiert bis Mitte der Siebziger die meisten Songs der Knef und bringt neue Klangfarben in die Musik. So beginnt die LP KNEF von 1970 mit psychedelischen, elektronisch verzerrtem Sound, um dann allerdings auch wieder beim nächsten Song in fast süßliche Streicherarrangements und Musical-mäßige Bläser-Sätze überzugehen. Mehrere Songs zeichnen sich aber auch durch funkige Gitarren, pumpende Bässe und ein rockig gespieltes Schlagzeug aus, sodass das Album den 68er-Zeitgeist einfängt, wenngleich eingebettet in ein bildungsbürgerlich anmutendes Soundgewand. Dazu gehören freilich auch Texte wie „Die Herren dieser Welt“, in denen Knef verbrämte Systemkritik von sich gibt.

In eine ähnliche Kerbe schlägt das Album Worum geht‘s hier eigentlich? von 1971, bei dem Hilde Knef mit den Les Humphries Singers zusammenarbeitet. Vom Chanson-Charakter der frühen Jahre ist hier nicht mehr viel zu spüren. In aller Konsequenz umflort die allerdings arg überproduzierte LP der Geist der Hippie-Bewegung und der Sound von Gospelchören. Die ZDF-Fernsehshow Tapetenwechsel von 1972 spiegelt die Entwicklung der Knef wider: In der ersten Hälfte gibt sie vor allem ihre Klassiker zum Besten, in der zweiten legt sie dann einen furiosen Auftritt mit der Multikulti-Truppe von Les Humphries hin, womit sie ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Das ist es dann aber auch bis auf Weiteres.

In den 1970ern bringt die Knef kaum noch etwas musikalisch Erwähnenswertes zustande. Die Texte bieten vor allem emotionale Nabelschau, sie wirken zuweilen prätentiös. Die Musik versucht, wieder mehr Halt in „vergeigten“ Chansons zu finden. Keines ihrer neun Alben kann sich in den Charts platzieren. Ganz im Gegenteil, teilweise gehen nicht einmal mehr 1.000 Exemplare über die Ladentheke. Eine groß angekündigte „Welttournee“, die angeblich über zwei Jahre und vier Kontinente gehen soll, muss die Knef schon nach kurzer Zeit abbrechen, weil sich die Konzerthallen bestenfalls zur Hälfte mit letzten Getreuen füllen. Der Niedergang ist Ausdruck einer kreativen Durststrecke und diese wiederum spiegelt das Seelenchaos der Hildegard Knef wider.

Die letzten Jahrzehnte der Hilde Knef – einige Höhen und viele Tiefen

Schon seit Mitte der sechziger Jahre leidet Knef unter manisch-depressiven Verstimmungen, die sich immer wieder in Tobsuchtsanfällen entladen. Sie nimmt in einem Fort Medikamente zu sich, mutiert zum Hypochonder und bekommt Mitte der Siebziger einen Burn-Out. Hilde Knef neigt schon länger zum Okkulten und engagiert sich auch vorübergehend eine Wunderheilerin. Noch schlimmer wiegt jedoch, dass sie sich Linderung ihrer physischen wie seelischen Schmerzen durch Rauschmittel erhofft. Über zwei Jahrzehnte lang stehen bei ihr vor allem Morphium-Derivate hoch im Kurs, bis sie sich 1993 einem radikalen Drogenentzug unterzieht.

Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits anderthalb Jahrzehnte mit Paul Baron von Schnell zu Bauschlott verheiratet, der einem alten ungarischen Adelsgeschlecht entstammt, das nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA emigriert ist. Der 15 Jahre jüngere von Schell ist der Knef stets treu ergeben. Die Beziehung hat damit einen völlig anderen Charakter als die mit David Cameron, der zwar stets in ihrem Schatten steht, aber auf die Knef großen Einfluss als Berater ausübt. Die Spannungen zwischen Knef und Cameron haben in den 1970ern derart zugenommen, dass 1976 die Scheidung ansteht. Bald darauf heiratet Cameron eine andere Frau, eine deutlich Jüngere aus dem Adelsstand, sodass die Knef glaubt, schnell nachziehen zu müssen. Dass sie einen Neuen hat, inszeniert sie zunächst mediengerecht in einer Berliner Disco, wo sie eng umschlungen mit von Schell tanzt und dem Überraschten dann tiefe Zungenküsse verabreicht.

Cameron erklärt die Knef posthum für schizophren, zumindest aber für paranoid und größenwahnsinnig, denn Hilde Knef wähnt sich in den Hochzeiten ihrer Ehekrise auf literarischer Augenhöhe mit Kafka und Shakespeare. (6) 1970 veröffentlicht sie mit dem Geschenkten Gaul ihre Memoiren, die sie selbst nicht so nennen will – wahrscheinlich wäre „Dichtung und Wahrheit“ treffender. Aber gerade die langen, fiktional aufgeplüsterten Passagen über den Krieg, sein Ende und die Tretmühle in den Monaten vor der Premiere von „Silk Stockings“ kommen bei Feuilleton und Publikum besonders gut an. Man könnte aber auch eine Verharmlosung des Faschismus und einen plumpen Antikommunismus in das Buch hineininterpretieren. Auf diese Idee kommen indes nur wenige Kritiker. „Der Geschenkte Gaul“ steigt zum bis dato erfolgreichsten Buch der westdeutschen Nachkriegsgeschichte auf. In Deutschland gehen 2,5 Millionen Exemplare über den Ladentisch. Weltweit verkauft Hilde Knef mehr als 20 Millionen Exemplare von ihrem vermeintlichen Seelenstriptease. Allerdings investiert Knefs Verlag auch über eine Millionen D-Mark, um für das Buch zu werben und es in die Medien zu bringen.

1975 schiebt Knef Das Urteil nach, ein weiterer weltweiter Erfolg, wenn auch nicht vom Kaliber des Erstlings. In dem Buch schreibt sie sehr offen über ihren Brustkrebs – damals ein Tabuthema. 1973 muss sich Hilde Knef ihre Gebärmutter entfernen lassen, eine Spätfolge der äußerst schwierigen Geburt fünf Jahre zuvor. Bei den Nachuntersuchungen entdecken die Ärzte eine kirschgroße Wucherung in ihrer linken Brust, die sie sich umgehend amputieren lässt – nach Meinung von David Cameron überhastet, ohne überhaupt eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Im „Urteil“ erzählt sie nicht nur von ihrer schmerzhaften Kobalt-Bestrahlung und weiteren Erfahrungen als Krebskranke, vor allem prangert sie die vermeintliche „Diktatur der Ärzte“ und die „Entrechtung der Patienten“ an. Zu diesem Zweck listet sie minutiös alle ihre zahlreichen Operationen und das angeblich stümperhafte Verhalten ihrer Ärzte auf, um sich zur vermeintlichen Vorkämpferin aller Opfer von ärztlichen Kunstfehlern zu stilisieren.

Das Thema passt hervorragend zum aktuellen Zeitgeist. Denn fast zeitgleich tritt zum Beispiel der Arzt Julius Hackethal mit seiner kruden These in Erscheinung, die Medizin solle doch bestimmte Arten von Krebs einfach nicht behandeln. Auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 1975 ist die Knef mit ihrem neuen Buch die große Sensation. Vorab hat sie, angeblich wegen ihres schlechten körperlichen Zustands, Interviews nur via Telefon gegeben oder zumindest in Verbindung mit Fotos, die sie mit Leidensmine zeigen. Diese mediale Selbstinszenierung setzt sie fort, als sie sich beispielsweise Ende der Neunziger Jahre nach einem Zusammenbruch mit Schläuchen in der Nase auf der Intensivstation eines Berliner Krankenhauses ablichten lässt.

Die Knef’sche Widersprüchlichkeit wird noch auf ganz handfeste Weise sichtbar. So unterzieht sie sich 1979 einem Face-Lifting, das sie in der Presse und in TV-Shows genüsslich breittritt. Es ist nicht ihre erste Schönheits-OP. „Solche Operationen sollten die Krankenkassen bezahlen“, gibt die Knef dabei unter anderem von sich. „Face-Lifting ist besser als Valium.“ Solche Sprüche sind nur noch das I-Tüpfelchen. Die Kritik hat „Das Urteil“ schon bei seinem Erscheinen weitgehend verrissen.

Dass die Knef so viel Energie in ihre Schriftstellerei steckt, muss ihr fast zwangsläufig die Muße für die Musik nehmen. Aber auch ihre Einsätze in Filmen misslingen häufig – Rollen, die sie eh nur annimmt, um ihr Luxusleben finanzieren zu können. 1975 steht sie die Dreharbeiten zu Jeder stirbt für sich allein nur durch, weil sie sich bis zu zehn Methadon-Spritzen pro Tag setzt. Die eher realistische Verfilmung des eher realistischen Romans von Hans Fallada erweist sich in Zeiten des Neuen Deutschen Films als Flop. Bei den Neufilmern gilt die Knef als Auslaufmodell und bekommt folglich keine Angebote. Lediglich in der Komödie Warum uns die UFOs den Salat klauen (1980) (Trailer oben im Video) reicht es für eine Nebenrolle als Puffmutter, die sie souverän umsetzt. Doch auch dieser Streifen wird weder von Kritik noch vom Publikum angenommen.

1975 spielt Hildegard Knef in Fedora äußerst symbolträchtig einen durch wiederholte Schönheits-OPs entstellten Filmstar. Ursprünglich wollte Regisseur Billy Wilder Marlene Dietrich für die Rolle engagieren. Doch nachdem die Dietrich abgesagt und ihm auch noch Faye Dunaway einen Korb gegeben hat, kommt der Altmeister auf Hilde Knef zurück, die er seit den frühen fünfziger Jahren kennt. Laut Wilder spielt die Knef „immer ein wenig beleidigt – so, als ob sie uns einen Gefallen täte.“ Auch diesem Film ist wenig Erfolg beschieden, wenngleich der künstlerische Tiefpunkt erst noch kommt und zwar 1988 mit dem Splattermovie Witchcraft – Das Böse lebt mit, in dem die Knef neben David Hasselhoff auftreten darf.

Vier Jahre zuvor wirkt sie immerhin noch an einem kleinen cineastischen Highlight mit. In Flügel und Fesseln, weitgehend ein Kammerspiel, breitet die Regisseurin Helma Sanders-Brahms schwelende und ausbrechende Mutter-Tochter-Konflikte zwischen drei Generationen aus. Hildegard Knef spielt die Mutter und Oma, die sich in ihrem Leben nicht als Künstlerin und Frau hat austoben können, aber materielle Sicherheit genießt und in einem goldenen Käfig lebt, während es sich bei der Tochter, einer erfolgreichen Schauspielerin, genau umgekehrt verhält. Die Knef ist sehr präsent in diesem Film, wirkt aber auch streckenweise recht aufdringlich in ihrem Spiel. Die Endfünfzigerin sieht zudem deutlich gealtert aus. Die Dreharbeiten müssen wegen ihrer damaligen Alkoholprobleme immer wieder unterbrochen werden. Auf musikalischer Ebene ist die Knef erfolgreicher. 1987 steigt sie anlässlich des 750-Jahres-Jubiläums der Stadt Berlin beim Musical Cabaret mit ein. Die Inszenierung erweist sich als Publikumsmagnet. Während Hilde Knef die Rolle der ältlichen Wirtin Fräulein Schneider zugesprochen bekommt, übernimmt die frühere Rocksängerin Helen Schneider die Hauptrolle in dem Stück.

Fünf Jahre später muss die Knef für ihren Erfolg nicht hart arbeiten, sondern nur die Lippen bewegen. Die Hagener Band Extrabreit sucht nach dem Verebben der Neuen Deutschen Welle einen besonderen Dreh, um sich wieder ins Gespräch zu bringen – und stößt dabei auf den Knef-Klassiker Für mich soll’s rote Rosen regnen. Die Band spielt den Song als Rocknummer ein, legt den Original-Gesang von Hilde Knef von 1968 darüber und mischt das Ganze mit den Vocals des Extrabreit-Sängers zusammen, sodass es wie ein astreines Duett klingt. Die „Roten Rosen“ verkaufen sich zwar nicht ganz so gut wie die Hits der Toten Hosen, doch immerhin gehen 180.000 Singles über den Ladentisch. Hilde Knef kurbelt die Vertriebsmaschine an, indem sie mit Extrabreit zahllose Fernsehauftritte absolviert und zum Toneinspieler einfach nur die Lippen bewegt.

Playback sollte in diesen Jahren eigentlich das Mittel der Wahl lauten. Denn die Knef singt noch schräger als früher und ihre Stimme wird brüchiger, wie 1999 auf ihrem Album 17 Millimeter unschwer zu hören ist. Auch das Cover spricht Bände. Die 74jährige muss sich mit einer Hand abstützen, um noch halbwegs aufrecht stehen zu können. Dennoch ist die CD bemerkenswert. Knefs Stimme ist sehr präsent, einige ihrer Texte künden bereits von einem endgültigen Abschied. „Wer war froh, dass es dich gab“ lautet eine Frage, die sich die Knef offenbar selbst stellt. „Herr Kalecke an der Ecke“, so ein weiterer Titel, betreibt eine Friedhofsgärtnerei. Und „Wird Herbst da draußen“ ist zwar ein älteres Stück, passt sich in seiner Melancholie aber wunderbar in das 99er-Album ein.

Der eigentliche Clou ist jedoch die Musik, für die der damals noch junge Jazztrompeter Till Brönner verantwortlich zeichnet. In den Rezensionen findet immer wieder der Umstand Erwähnung, dass die Knef auch zu neumodischen Hiphop-Rhythmen „singt“, etwa bei dem eher nervigen „Er geht mir rundum auf den Geist“. Doch die wahre Qualität des Albums kommt durch die zeitgemäßen, oft elektronischen und sehr einfühlsamen Arrangements zum Tragen, nicht zuletzt bei dem Klassiker „Eins und eins, das macht zwei“. Als die CD zum Newcomer-Album des Jahres im Bereich Jazz gekürt wird, wird damit sicher auch die Bereitschaft der Knef geehrt, sich in neue Klangwelten zu begeben. In erster Linie ist es aber das Album des Till Brönner.

Die Ehrung bleibt nicht die einzige in diesen Jahren. Spätestens zu ihrem 70. Geburtstag Ende 1995 überschlagen sich die Medien mit Lobeshymnen und erklären die Knef zur „letzten Diva Deutschlands“, wie es immer wieder heißt. Fünf Jahre später, zu ihrem Fünfundsiebzigsten, erhält sie zahlreiche Preise: Den Echo für ihr musikalisches Lebenswerk, einen Bambi vom Burda-Verlag und die Goldene Kamera vom Springer-Verlag für ihr Lebenswerk überhaupt. Zu diesem Zeitpunkt hat sie auch wieder ihren Frieden mit den Medien, insbesondere dem Boulevard, geschlossen, und die Medien mit ihr.

Davon konnte in den Jahren zuvor keine Rede sein. Als Hilde Knef 1982 nach dem Tod von Romy Schneider für die „Bunte“ eine zehnteilige Serie mit dem Titel „Meine Freundin Romy“ verfasst, obwohl sich beide nicht besonders gut kannten, schlägt ihr eine Welle der Empörung entgegen. Als im selben Jahr auch noch ihr drittes Buch So nicht von der Kritik fast durchgehend verrissen wird, verlässt sie Deutschland Knall auf Fall, nicht jedoch ohne vorher den Medien einen mitzugeben. „In einem Land, in dem man Zeitungen macht wie Hitlers ’Mein Kampf‘, möchte ich meine Tochter nicht aufwachsen lassen“, ätzt sie. Hilde Knef sieht sich in der Tradition von Heinrich Heine und Kurt Tucholsky, die das Land verlassen mussten.

Doch der Groll ist nicht von Lebensdauer. Kurz nach ihrem 75. Geburtstag, im Januar 2000, besucht sie Bundeskanzler Gerhard Schröder. Bei dem Gespräch äußert die Knef ihren Wunsch, wieder die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Denn seit 1963 hat sie einen britischen Pass. Schröder ruft sofort den damaligen Bundesinnenminister Otto Schily an und dieser tütet die Sache ein. Damit ist Knefs Aussöhnung mit ihrem Mutterland perfekt. Mit ihrer Heimatstadt schon länger – sie lebt schon seit Jahren wieder in Berlin. Nach ihrem Drogenentzug geht es Hilde Knef zwar gesundheitlich besser, sie ist aber weiter angeschlagen. Immer wieder erleidet sie Zusammenbrüche, liegt sogar mehrere Tage lang im Koma. Vom jahrzehntelangen Rauchen hat sie zudem ein Lungenemphysem bekommen, eine Überblähung der Lungenbläschen.

Ende Januar 2002 wird Hilde Knef ein letztes Mal mit Rotlicht und Martinshorn ins Krankenhaus eingeliefert. Diesmal sind die Ärzte mit ihrem Latein am Ende. Am 1. Februar 2002 stirbt Hildegard Knef nach einer akuten Lungenentzündung an Herzversagen. Ihre Trauerfeier wenige Tage später wird live vom Fernsehen übertragen. Der Senat von Berlin richtet sie aus. Und die Feier – ein weiteres Medienevent zu Ehren der großen Diva – wirkt wie ein Staatsakt.

Hildegard Knef: Würdigung ihres Gesamtwerks

Dass die Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche stattfindet, hat Symbolcharakter. Die Gedächtniskirche zwischen Zoologischem Garten, Kudamm und Tauentzien gilt als das wichtigste Wahrzeichen des alten West-Berlin. Und Hilde Knef bleibt zeit ihres Lebens eine Repräsentantin dieser Stadthälfte. Zwar tritt sie im ersten ostdeutschen Film Die Mörder sind unter uns auf, sie ist aber auch bei der ersten US-amerikanisch lizenzierten Produktion Zwischen gestern und morgen mit von der Partie. Hilde Knef ist mit Sicherheit kein Mensch mit einem besonders ausgeprägten politischen Bewusstsein. Wie die meisten West-Berliner ihrer Zeit – egal, ob er konservativ ausgerichtet oder sozialdemokratisch orientiert – ist sie eine jedoch taffe Antikommunistin.

Das Ehrengrab von Hildegard Knef in Berlin-Nikolassee. Foto: OTFW/Wikicommons

1970, in Zeiten der beginnenden Entspannung zwischen Ost und West, schreibt sie mit brutaler Offenheit darüber, wie die Rote Armee durch das frisch besetzte Deutschland marodiert. Wie russische Soldaten deutsche Frauen vergewaltigen, wie übel die Zustände in den sowjetischen Gefangenenlagern sind. Dies alles mag – global gesprochen – der Wahrheit entsprechen, doch im Falle der Hilde K. kommt ungekennzeichnete Fiktion mit ins Spiel, die die Schilderungen im Einzelnen unglaubwürdig machen. Genauso nebulös bis fragwürdig bleibt ein angebliches Erlebnis aus den späten fünfziger Jahren, das die damals unterbeschäftigte Hilde Knef im Geschenkten Gaul wiedergibt: Tagelang verfolgt sie ein Auto und plötzlich, als sie aus ihrem steigt, spricht sie ein Unbekannter an. „Wenn Sie wieder arbeiten wollen, dann rufen Sie die Defa an“, flüstert ihr der vermeintliche Stasi-Agent zu. (1) Nichts als die Wahrheit? Oder nur eine Räuberpistole? Nach dem Mauerbau 1961 „flieht“ die Knef Knall auf Fall – jedoch keineswegs in den Osten, sondern nach München, weit weg von der DDR. Ihr antikommunistische Haltung pflegt sie in der Öffentlichkeit jedenfalls deutlich stärker als ihre Distanzierung vom Hitler-Faschismus.

Hildegard Knef ist und bleibt also durch und durch ein Star des deutschen Westens. Auch deshalb, weil sie zunächst in Hollywood Karriere machen will und ihr dies mehr oder minder gut in einigen westeuropäischen Ländern gelingt. 1956 steigt sie zum Broadway-Star auf, in der Rolle der Ninotschka, einer sowjetischen Politkommissarin, die auf politische Mission nach Paris geschickt wird und dort auf den Geschmack des westlichen Lebensstils kommt. Der Stoff wird in Ost-Berlin wenig Freude hervorgerufen haben, ebenso wenig wie die Schilderungen über die Rote Armee im „Geschenkten Gaul“, der in keinem einzigen Land des Ostblocks losgaloppieren darf.

Im Osten Deutschlands stößt Hilde Knef auf krasse Ablehnung. Im Westen wird sie entweder geliebt oder gehasst. Sie polarisiert – zum einen wegen ihres oft aufreizenden Auftretens und wegen ihres ambivalenten Verhältnisses zu den Medien, zum anderen weil sie ihrer Zeit meist voraus ist. Weniger im Sinne eines kulturellen Avantgardismus, wenngleich sie gerade mit ihrem musikalischen Wirken in den sechziger und frühen siebziger Jahren die neue Kunstform des angejazzten Chansons hervorbringt. Vor allem aber, weil sie als moralisch-kultureller Türöffner wirkt für ein Selbstverständnis und für Verhaltensweisen, wie sie erst Jahre oder gar ein Jahrzehnt später gesellschaftsfähig werden.

Mit den Medienmachern im Bett – und auf Kriegsfuß

So wird Hilde Knef in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren zum Gegenentwurf der Heimatfilm-Idealfrau, die sich aufopfernd um den Haushalt kümmert, als treusorgende Mutter fungiert und obendrein auch noch ein kleines bisschen sexy sein soll. Die Knef spielt meist etwas reduzierter als ihre Kolleginnen, vielleicht soll dies auch geheimnisvoll wirken. Aber sie gibt sich vor allem unverhohlen frivol bis verrucht, was sich zu dieser Zeit nicht schickt. In ihrer Rolle als Sünderin hat sie in der super-biederen Frühphase der Bundesrepublik ein Zeichen für die Kunstfreiheit gesetzt, auch wenn es persönlich von ihr gar nicht so gewollt war. Aber das Bundesverwaltungsgericht hat damals aus der Mücke einen Elefanten gemacht und so dem Film als Kunstformat deutlich mehr Freiheiten verschafft.

Darüber hinaus kann das Publikum nun in diesen Jahren erste Lockerungsübungen in Sachen Erotik und befreitem Umgang mit Sexualität vornehmen, bevor Oswalt Kolle in den Sechzigern den sexuellen Volksaufklärer gibt. So beginnen beispielsweise auch Zeitschriften wie „Quick“ oder „Neue Revue“ in dieser Zeit, etwas freizügigere Fotos von jungen Frauen abzudrucken.

Hildegard Knef ist eines der ersten Allround-Talente des westlichen Nachkriegsdeutschlands. Sie beginnt als Schauspielerin und spielt bis wenige Jahre vor ihrem Tod, dann allerdings weniger im Film und auf der Theaterbühne als im Fernsehen. Früh beginnt sie mit dem Gesang und steigt zum Broadway-Star auf, obwohl sie weder besonders gut singen noch besonders gut Englisch kann. Auf Jahrzehnte wird sie die einzige Deutsche bleiben, die eine Hauptrolle an einer New Yorker Musical-Bühne bekommt.

Mit ihren angejazzten Chansons in den Sechzigern definiert sie ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal und ein kulturelles Idiom, das von anderen Künstlern allerdings nicht ausreichend aufgegriffen und adaptiert wird, um dauerhaft überleben zu können und sich fort zu entwickeln. Allerdings zeigt sie deutlich auf, dass deutschsprachige Texte nicht immer gleich ins Schlager-Verderbnis führen müssen (siehe dazu auch unser Porträt über Dieter Thomas Heck) . Damit steht sie Pate für die späteren Liedermacher und Krautrocker.

Zudem schreibt Hilde Knef mit großem Erfolg, auch wenn sie spätestens mit ihrem zweiten Werk, dem Urteil, mit ihren provokanten Einlassungen auf massiven Widerstand stößt. Schließlich versucht die Knef sich auch als Malerin, allerdings ohne große Resonanz damit zu erzeugen. Die Knef weist ohne Frage vielseitige Talente auf. Angetrieben von einem unbändigen Ehrgeiz vermag sie es in vielen Fällen auch, ihre Pläne und Projekte in die Tat umzusetzen. Und sie versteht es, ihre begrenzten musikalischen Fähigkeiten geschickt in Vorzüge umzuwandeln.

Die Knef – ewige Diva. Foto: Niederländisches Nationalarchiv

Was Hildegard Knef indes auch behilflich ist, ist ihr unglaubliches Talent, sich selbst zu inszenieren. Dazu instrumentalisiert sie immer wieder die Medien, besonders den Boulevard. Mitunter pflegt sie auch enge persönliche Beziehungen zu einflussreichen Machern wie dem „Stern“-Chef Henri Nannen. Doch dabei herrscht ein fundamentales Missverständnis: Die Knef glaubt ganz offenbar, die Medien würden schlicht immer nach ihrer Pfeife tanzen. Wenn ihr ihre Presse nicht zusagt, reagiert sie oft mit überzogener Medienschelte. Dies wiederum trägt ihr unbarmherzige Reaktionen aus den Redaktionen ein. Die Dünnhäutigkeit von Hilde Knef mag sich ein ganzes Stück weit durch ihre Verletzlichkeit, aber auch durch ihre Egozentrik, ja ihren Narzissmus erklären. „Die Knef befindet sich im ständigen Ausnahmezustand“, befindet ihr Biograf Jürgen Trimborn über die siebziger Jahre. (6) Genau genommen lässt sich dies aber über das gesamte Leben der Hildegard Knef sagen. Es gibt ein ständiges Auf und Ab, auf größte Triumphe folgen alsbald schmerzhafte Niederlagen, danach wiederum verwandelt sich die Knef in einen neuen Menschen, der plötzlich ganz neue Dinge macht – Musik statt Film, Schreiben statt Singen. Und von Neuem beginnt der Prozess mit den Mega-Ausschlägen nach oben und nach unten. Ein bipolares Leben, wie es im Buche steht, geschrieben, gespielt und intoniert von Hildegard Knef.

Anfang der siebziger Jahre hat Hildegard Knef ihr kreatives Potenzial weitgehend ausgeschöpft. Danach erfolgt im Großen und Ganzen nur noch kulturelle Mangelverwaltung. Sie lebt vom Ruhm vergangener Tage, ist jahrzehntelang „auf Droge“. Der Verfall mag zu einem guten Teil auch auf die Trennung von ihrem zweiten Mann, David Cameron, zurückzuführen sein. Er ist die Liebe ihres Lebens, gewissermaßen ihre Muse. Und selbst nachdem sie schon mit Paul von Schell zusammen ist, versucht die Knef wiederholt, ihren David zurückzugewinnen. Er ist nicht nur ihr Liebhaber und Vater ihrer einzigen Tochter, er ist auch ein gewiefter Manager und ihr künstlerischer Berater gewesen.

David Camerons Urteil über Hildegard Knef fällt posthum nicht sehr positiv aus. Sie sei keine Intellektuelle gewesen, sondern unter der Oberfläche ein eher einfacher Mensch. Aber dann sei sie eben auch eine echte Diva gewesen: „Eine solche Diva, wie die Knef es war, muss wohl nur an sich selbst denken, völlig auf sich fixiert sein. Sie muss morgens, wenn sie aufsteht, denken, dass die Sonne wegen ihr aufgeht und dass sie abends, wenn sie schlafen geht, mit ihr untergeht. Man muss wirklich daran glauben, sonst kann man eine solche Karriere nicht schaffen.“ (z.n. 6)

Die Knef wird gerade in ihrer zweiten Lebenshälfte immer mehr zu einer Diva. In all ihrer Egozentrik dreht sich in ihrem Denken, Fühlen und Handeln alles immer nur um sie. Sie hat für sich gehandelt, nicht für die Gesellschaft. Und dennoch muss man feststellen, dass Hildegard Knef einen entscheidenden, frühen Impuls für ein neues, moderneres Rollenbild und Selbstverständnis der Frau im Westen Deutschlands gegeben hat. Damit fungierte sie gewissermaßen als Wegbereiterin von Emanzipation und Feminismus späterer Jahre.

Quellenverzeichnis

(1) Knef, Hildegard (1970/2016): Der geschenkte Gaul. Bericht aus einem Leben. 6. Aufl. Berlin.

(2) Moeller, Felix (2005): Knef – die frühen Jahre. DVD.

(3) Ludin, Malte (1996): Wolfgang Staudte. Hamburg.

(4) Sannwald, Daniela (2005): Kein Mädchen, eine Frau. Hildegard Knef und ihre Filme, in: Sannwald, Daniela/Jaspers, Kristina/Mänz, Peter (Hg.), Hildegard Knef. Eine Künstlerin aus Deutschland. Berlin, S. 9-20.

(5) Bundesverwaltungsgericht (1954), 1 – 303, „Sünderin“- Fall. Urteil vom 21. Dezember 1954.

(6) Trimborn, Jürgen (2007): Hildegard Knef. Die Biografie. 1. Aufl. München.

(7) Schröder, Christian (2005): Dass es gut war, das weiß man hinterher, in: Sannwald, Daniela/Jaspers, Kristina/Mänz, Peter (Hg.), Hildegard Knef. Eine Künstlerin aus Deutschland. Berlin, S. 51-60.

Außerdem ihre vielen Filme und Musikalben.

In Teil 1 lesen Sie, wie Hilde Knef zum internationalen Film-Star wurde und welche Höhen und Tiefen sie dabei durchlief.

Previous post

Die Gegenaufklärer und ihre Argumente - eine Zeitreise, Teil 2

Next post

Carl-Ludwig Holtfrerich: Der Mann mit dem Blick zurück nach vorn

Prof. Lutz Frühbrodt

Lutz Frühbrodt ist seit 2008 Professor für "Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation" an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Zahlreiche Veröffentlichungen zu kommunikations- und wirtschaftspolitischen Themen. Spezialgebiet Mediensoziologie. Zuvor ein knappes Jahrzehnt Wirtschaftsreporter bei der "Welt"-Gruppe - als Teilstrecke seines Marsches durch die Institutionen. Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität in seiner Heimatstadt Berlin. Volontariat beim DeutschlandRadio Kultur.

No Comment

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert