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Der Gedanke des Fair Trade, des gerechten Handels, setzt auf ein faires, bewusstes, soziales und ökologisch orientiertes Wirtschaften – zwischen Industrieländern und weniger entwickelten Staaten einerseits, zwischen Konsumenten, Händlern und Herstellen andererseits. Die Idee hat seit Jahren Aufwind und zielt darauf ab, ethische Maßstäbe im Wirtschaftsleben voranzubringen. Jeder kann sofort mitmachen: Indem er seinen persönlichen Einkaufskorb ein wenig bewusster zusammenstellt.

Auch wenn die Steigerungsquoten im Fair-Trade-Umsatz beeindrucken – in absoluten Zahlen wirken sie doch eher bescheiden: Der deutsche Fair-Trade-Verbrauch hat sich zwar vom Jahr 2004 bis zum Jahr 2011 fast verfünffacht, doch er lag 2011 immer noch pro Kopf bei knappen 5,80 €. Um menschenwürdige Produktionsbedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu fördern, könnten die deutschen Verbraucher also noch deutlich mehr unternehmen. Und das ist gar nicht so schwer.

Es ist gar nicht mehr so schwer, den Warenkorb mit Fair-Trade-Produkten zu füllen. Foto: Mark Swallow / istockphoto

Früher war Kaffee das klassische Fair-Trade-Produkt, heute ist die Palette breit gefächert: „Kolonialwaren“-Lebensmittel wie Kaffee, Tee oder Bananen nehmen eine Spitzenposition ein. Doch auch bei Säften, Süßigkeiten, Wein und Blumen kann man nach dem Fairtrade-Gütesiegel Ausschau halten. Verfügbar sind die Produkte mittlerweile bei vielen – des Gutmenschentums unverdächtigen –Supermärkten und Discountern wie Tengelmann, Karstadt, Kaufland, Rewe, Penny, Norma, Metro, Tegut, Rossmann, Edeka, Lidl und Netto. In den Regalen deutscher Supermärkte stehen durchschnittlich 12 Fairtrade gesiegelte Produkte.

Die Gelegenheit, auf Fair-Trade-Produkte zuzugreifen, bietet sich nicht mehr nur bei Lebensmitteln. Im Verkauf von Gummiprodukten, Holz, Teppichen und Kunsthandwerk werden mittlerweile auch immer mehr Waren mit ökosozialem Siegel angeboten.

Einen guten Überblick über das Produktspektrum und die jeweiligen Bezugsquellen gibt Fairtrade Deutschland auf seiner Website mit der Fairtrade-Produktdatenbank www.fairtrade-deutschland.de . Ein weiterer Tipp fürs Faire Online-Shoppen www.iamfair.de

 

Schicker als erwartet – ökofaire Kleidung

Von der Bekleidungsbranche weiß man, dass die Näherinnen in chinesischen, vietnamesischen, indonesischen oder bangladesischen Fabriken oft unter miserablen Arbeitsumgebungen leiden und minimale Löhne bekommen. Wer für fünf Euro ein T-Shirt von H&M oder Kik ergattert, hat meistens die Ausbeutung asiatischer Arbeiterinnen gleich mit eingekauft.

Zum Glück gibt es dazu Alternativen: Das Kölner Label „Armed Angels“ produziert zum Beispiel Kleidung, die nicht nur cool aussieht – sondern auch durch eigene Embleme die Nachhaltigkeit dokumentiert: „eco“ steht für eine verbesserte Umweltbilanz bei der Produktion, „fair“ z.B. für Fair Trade-Prämien und „social“ für die Einbindung Behinderter oder die Unterstützung von Entwicklungsprojekten. Als Online-Portale für Fair-Trade-Kleidung verschiedener Marken sind zum Beispiel empfehlenswert:

 

Sündenfall Elektronik

Ausgerechnet in der nach wie vor boomenden Branche von IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik (Branchenverband Bitkom erwartet für das Jahr 2012 einen deutschen Jahresumsatz von über 150 Milliarden Euro) ist „Fair Trade“ noch immer ein Fremdwort. Die brutalen Arbeitsbedingungen bei dem für Apple tätigen Fertigungsbetrieb Foxconn in China gingen bereits mehrfach durch die Nachrichten: Von bis zu 100 Überstunden pro Monat, Arbeitsunfällen, Sprechverbot, primitivsten Unterkünften und sogar gehäuften Selbstmorden war die Rede. Die Umstände bei Foxconn mögen extrem sein, aber sie sind nicht untypisch für die gesamte Branche.

Fair-Trade-Hardware von IT-Markenfirmen gibt es derzeit schlechterdings nicht, wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin kritisiert. Der verantwortungsbewusste Verbraucher hat also kaum eine Alternative. Er kann nur versuchen, nicht jeder technischen Neuerung hinterher zu jagen, also PC, Laptop, Drucker,  Smartphone, Digitalkamera etc. nicht ständig neu zu kaufen, sondern jeweils möglichst lange zu benutzen. Das wird ihm allerdings nicht leicht gemacht, denn die Verfallszeiten und Veralterungen sind in diese Produkte meist schon eingebaut. Das System ist geprägt von kurzlebigen Produkten und miesen Arbeitsbedingungen, das eine bedingt das andere. Nachhaltigkeit sieht anders aus.

Annette Floren

Literaturtipp:
Martina Hahn / Frank Herrmann: Fair einkaufen – aber wie? Der Ratgeber für Fairen Handel, für Mode, Geld, Reisen und Genuss. 4. erweiterte und überarbeitete Auflage, Juni 2012. 340 Seiten. 24,90 €.

© Die Zweite Aufklärung 2012

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Annette Floren

Annette Floren ist studierte Geisteswissenschaftlerin und heute Projektmanagerin / Prokuristin eines Berliner IT-Unternehmens, wo sie unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Anfang 2014 rundete sie ihr Profil als Kommunikationsexpertin mit dem Abschluss "PR-Referentin / PR-Beraterin" ab. Ihr Credo im Job und bei der Zweiten Aufklärung: "Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher." (Albert Einstein). Annette Floren behandelt bei der Zweiten Aufklärung insbesondere Themen wir saubere PR, CSR, Gutes Leben.

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