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Egal ob man ein Haus bauen, den Garten gestalten oder sich einfach nur gemütlich einrichten will – für einschlägige Tipps und Anregungen sind viele Menschen dankbar. Um die richtigen Antworten auf alle Fragen rund ums Wohnen und Einrichten zu finden, können Konsumenten in einem Wust an Ratgebern recherchieren, die zunehmend auch im Internet platziert sind. Für das Content Marketing (CM) ist dieser Bereich besonders attraktiv, weil hier praktische Tipps und schicke Einrichtungstrends geschmeidig in konkrete Produktangebote übergehen können. Verschleiern lässt sich dieser Ablauf mit diversen Ablenkungen wie Bastelanleitungen, Heimwerkertipps, Farbkundebetrachtungen und vor allem vielen hübschen Bildern von glücklichen Familien im sonnenbeschienenen Zuhause. Der ohnehin schon beliebte visuelle Content spielt in diesem Segment eine besonders wichtige Rolle.

Ganz eigene Maßstäbe setzt einmal mehr der Branchenriese Ikea. Nachdem das schwedische Möbelhaus seine Kunden seit gefühlten Jahrzehnten mit dem jovial-skandinavischen „Du“ adressiert, kommt auch beim CM das interaktive Element besonders zum Tragen. Ikeas „begehbares Wohnmagazin“ bezieht seine Besucher immer wieder ein: „Zeig uns, wie Du wohnst“, „Zeig uns, wie Du zuhause entspannst“ – woraufhin der durchschnittlich aufgeschlossene Betrachter ein „Warum sollte ich?“ erwidern könnte. Viele Menschen posten allerdings gern und voll Besitzerstolz ihre neue Einrichtung. Nach demselben Muster funktioniert auch die US-amerikanische Ikea-Plattform USA.

Aber natürlich bietet Ikea seinen Kunden nicht nur Raum zur Selbstdarstellung, sondern auch Service. Für Einrichtungsfragen aller Art stellt Ikea den Online-Raumplaner bereit oder lädt zum Austausch ein mit anderen „Zuhause-Experten“ der großen Ikea-Community.  Mit der Rubrik „First:59“ im sozialen Netzwerk Pinterest will Ikea helfen, die erste Stunde des Tages und die morgendliche Routine so zu gestalten, dass sie die Basis für einen gelungenen Tag bereiten – dank gutem Nachtschlaf, aufgeräumten Badezimmerutensilien, einer perfekt organisierten Garderobe, und hübschen Deko-Artikeln, wohin man auch blickt.

Last but not least: Der alljährliche Ikea-Katalog ist für Kunden mittlerweile so sehr zum Kult geworden, dass er besten Boden für eigenes Content Marketing bereitet. So etwa das als IT-Parodie aufgemachte Kurzvideo auf Youtube zur Präsentation des Ikea-Katalogs 2015 („Experience the power of a bookbook“, über 17 Mio. Abrufe)  oder die Rezension des inzwischen verstorbenen Literaturkritikers Helmut Karasek des im August 2015 neu erschienenen Ikea-Katalogs als „möblierter Roman“ (siehe oben), ebenfalls auf Youtube zu sehen.

Nicht nur die Global Player betreiben CM. So produziert zum Beispiel der Baufinanzierer BHW (Beamtenheimstättenwerk) mit www.wohnen-magazin.de eine Print- und Online-Zeitschrift für Bauen, Einrichten und Lebensart. Der geneigte Leser erfährt dort eine Menge über Smart-Home-Technologie, schön gedeckte Tische, farbenfroh gestaltete Küchen – aber auch darüber, dass Wohneigentum generell eine gute Entscheidung sei. Neben dieser Botschaft pro domo kooperiert das BHW-Wohnen-Magazin mit Anzeigenkunden wie auch mit anderen Partnern – der angepriesene Farbworkshop beim Unternehmen Healing Home Design kostet dann zum Beispiel 129 Euro. Dies, die Anzeigen und auch die reichhaltigen Herstellerangaben zu den vielen Bildern sind durchaus typisch für Einrichtungsmagazine – und unterstreichen damit die offenbar gewünschte pseudojournalistische Anmutung des Magazins.

© 2016 Die Zweite Aufklärung (Titelfoto: Ikea)

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