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Anfang der 1950er hatten die Marktradikalen zwar die Soziale Marktwirtschaft politisch durchgesetzt (vgl. Teil 1 und Teil 2 dieser Studie). Doch in den Köpfen der breiten Masse war das Konzept noch nicht recht angekommen. Deshalb riefen Industrielle die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ins Leben. Und vor allem Chemiekonzerne gründeten 1952 den Lobbyverein „Die Waage“. FAZ und Waage trommelten jeweils auf ihre Art fortan mächtig für eine soziale und bevorzugt freie Marktwirtschaft. Mit spürbarem Erfolg.

Ludwig Erhard. Foto: Eric Koch/Anefo

Im August 1949 hatten die Marktpuristen zwar ihren ersten Wahlsieg eingefahren und damit die Basis geschaffen für eine weitgehend neoliberale Ausgestaltung des Wirtschaftssystems. Doch änderte dies nichts daran, dass die Marktradikalen die politisch dickfelligen Deutschen erst noch richtig auf ihre scheinbar neue Wirtschaftsordnung, die Soziale Marktwirtschaft, einschwören mussten. In der Rückschau, ein gutes Jahrzehnt später, fand Ludwig Erhard deutliche Worte für die damalige Situation: „Während es 1948 darauf ankam, aktiv vorwärts zu schreiten und die Widerstände einfach niederzuwalzen, bestand die Schwierigkeit, aber am Schluß doch auch der Erfolg des Jahres 1951 darin, mit einer an Sturheit grenzenden Beharrlichkeit das marktwirtschaftliche Prinzip unter allen Umständen aufrechtzuerhalten, koste es, was es wolle.“[1] Der Wirtschaftsminister bezog sich zwar dabei in erster Linie auf die Folgen des 1950 ausgebrochenen Korea-Krieges für die deutsche Wirtschaftspolitik, doch galt diese Bestandsaufnahme auch ganz allgemein für die politische Situation Anfang der Fünfziger Jahre. Die Deutschen waren noch immer nicht so recht überzeugt von der Sozialen Marktwirtschaft. Eine zentrale Rolle, um die politischen, geistigen und wirtschaftlichen Eliten des Landes auf Kurs zu bringen und zu halten, sollte dabei die Frankfurter Allgemeine Zeitung, kurz: FAZ, spielen.

Die Gründung der FAZ: Die Industrie zimmert sich ihr publizistisches Flaggschiff

Noch heute gilt die FAZ zusammen mit der linksliberalen Süddeutschen Zeitung als einflussreichste seriöse Tageszeitung Deutschlands. Politisch konservativ. Im Feuilleton eher unorthodox. Im Wirtschaftsteil industrienah, aber doch unabhängig. Wirklich unabhängig? 1959 bündelten die ursprünglichen Geldgeber ihre Anteile in der FAZIT-Stiftung Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH, um die vorgebliche Unabhängigkeit und Unbeeinflussbarkeit der FAZ zu sichern. Bei den heutigen Gesellschaftern (so genannten Kuratoren), die über die Stiftung 93,7% der Anteile an der FAZ und den sonstigen Geschäftsfeldern des Medienkonzerns (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Bücher, Veranstaltungen etc.) halten, handelt es sich vorwiegend um Top-Manager aus der Industrie – nicht selten mit Verbindungen zu CDU und FDP.[2]

Allgegenwärtige FAZ – wie hier im Frankfurter Hauptbahnhof. Foto: Vsotsky/Wikicommons (auch Titelbild)

Dass diese Steuermänner nicht unbedingt den Sozialismus verkünden werden, liegt auf der Hand. Jedwede Disziplinierung des Redaktionspersonals erscheint aber auch überflüssig. Denn es ist offensichtlich, dass die Gründer und ihre befreundeten Unternehmen die Pfade schon frühzeitig so ausgetrampelt hatten, dass es heuer gar keiner ideologischen Wegweiser mehr bedarf. Die Frankfurter Allgemeine, das lauteste Sprachrohr der Marktradikalen und Zentralorgan des Ordoliberalismus in der Frühphase der Bundesrepublik, wurde nämlich ganz unmittelbar von der deutschen Industrie (mit)begründet. Die Zusammensetzung des Stiftungskuratoriums zeugt eigentlich nur von einer bis heute währenden Kontinuität, wer bei der FAZ das Sagen hat.

Die Verbindungen zwischen konservativ-neoliberaler Politik und Industrie stachen schon zu Gründungszeiten ins Auge. Im Frühjahr 1949 beschwerte sich Ludwig Erhard gegenüber Freunden aus der Industrie, dass in den „lizenzierten Zeitungen der unternehmerische Gedanke und die Wettbewerbswirtschaft überhaupt nicht zur Sprache komme“ und dass die Medien „alles nur SPD- und KPD-Zeitungen“ seien.[3] Dies war freilich Polemik erster Güte, galt diese Einschätzung doch bestenfalls für die Sowjetische Besatzungszone und dann auch nur bezogen auf die KPD.

Nach ihrem militärischen Sieg hatten die Alliierten zunächst alle existierenden deutschen Zeitungen verboten. Drei Jahre später gab es aber schon wieder 178 Zeitungen, die in 753 verschiedenen Ausgaben erschienen. In den ersten Nachkriegsjahren lizenzierten die Alliierten noch die Presse, um zu verhindern, dass politisch belastete Personen(gruppen) sich publizistisch Gehör verschaffen. Die Lizenzierung sollte Teil des Demokratisierungsprozesses sein. Die Amerikaner stellten vor allem für bürgerliche Lokalzeitungen Genehmigungen aus. Die Briten legten größeren Wert auf weltanschauliche Vielfalt. Die Sowjets ließen ausschließlich Parteizeitungen zu, vor allem die der SED.

Mit Gründung der Bundesrepublik konnten dann auch wieder Altverleger aktiv werden – belastet oder unbelastet. „Generell gilt für diese Phase die inhaltliche Tendenz, die jüngste Vergangenheit möglichst zu ’vergessen‘ und stattdessen die Bedrohung ’aus dem Osten‘ zu propagieren“, charakterisiert der Medienhistoriker Werner Faulstich die Periode zwischen dem Ende der Vierziger und der Mitte der Fünfziger Jahre.[4] Dies galt übrigens auch für die meisten Zeitungen und Zeitschriften mit bundesweiter Strahlkraft. Spiegel, Stern, Zeit und Welt schlugen damals eher noch neonationalistische Töne an. Im ersten Nachkriegsjahrzehnt hatte die unmittelbar von der US-amerikanischen Besatzungsmacht herausgegebene Neue Zeitung landesweite Bedeutung, weil in ihr angesehene Intellektuelle veröffentlichten. Auch Ludwig Erhard nutzte die Neue Zeitung regelmäßig, um seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen zu artikulieren. Einzig die Frankfurter Rundschau verfolgte einen klar SPD-freundlichen Kurs. Und die Süddeutsche Zeitung hatte in dieser Zeit mit dem Großraum München noch einen beschränkten Radius.[5] In toto war die deutsche Presse tendenziell bürgerlich-konservativ und damit den Marktradikalen deutlich näher als den linken ’Wirtschaftslenkern‘.

Kanzler Adenauer mit der FAZ. Neben der NZZ seine Leiblektüre. Foto: KAS/ACDP

Erhards Anwurf war also reine Propaganda. Dessen ungeachtet blieben seine Worte nicht ohne Wirkung. Sie schoben die Entstehung der FAZ an. Ein entsprechendes Gründungsnetzwerk war mit der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 vorhanden. Die WipoG hatte sich auf ihre Fahnen geschrieben, mittels „gezielter Öffentlichkeitsarbeit die soziale Wettbewerbswirtschaft“ durchzusetzen. Um politische Überzeugungsarbeit zu leisten, brachte sie die Eliten aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Wissenschaft und Medien zusammen. In der Tat galt die Wirtschaftspolitische Gesellschaft in den ersten Jahren ihrer Existenz als einflussreichste ideologische Kraft in der westdeutschen Unternehmerschaft. Sie bildete gewissermaßen das Stammholz für weitere männerbündische Kreise und Vereinigungen, die sich in den Fünfzigern um Adenauer und Erhard herum bildeten.[6]

Und die WipoG leistete ganz entscheidende Geburtshilfe bei der Niederkunft der FAZ am 1. November 1949, indem sie mit 51 Prozent der Anteile einstieg und fast 1,3 Millionen DM – damals eine Menge Geld – zur Anschubfinanzierung beisteuerte. Nicht ganz zufällig saß Ludwig Erhard im siebenköpfigen Vorstand der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft.

Als deren stellvertretender Vorsitzender fungierte Otto Klepper, zwischen 1931 und 1933 parteiloser und der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestehender Finanzminister in Preußen. Nach der Machtübernahme durch die Nazis floh Klepper ins Exil, um nach dem Krieg den Start der FAZ vorzubereiten und um ihr erster Geschäftsführer zu werden. Neben Klepper pflegten der frühe FAZ-Förderer Alex Haffner und Gründungsherausgeber Erich Welter enge Beziehungen zu den Geldgebern aus der Industrie. Sie konnten Gründungszuschüsse von Bosch, der Ruhrgas AG sowie rund 40 weiteren Unternehmen einwerben. Später unterstützten unter anderem der Kaufhof-Konzern und die Allianz Versicherung die FAZ finanziell. Hartnäckig hielten sich zudem Gerüchte, auch die Deutsche Bank hätte ihre Finger im Spiel gehabt.[7]

So oder so: Bis weit in die fünfziger Jahre hinein schrieb die FAZ Verluste und stand, kaum gegründet, 1950 sogar vor dem Aus. Hätte die Frankfurter Allgemeine nicht weitere Finanzspritzen aus der Industrie erhalten, gäbe es sie heute möglicherweise gar nicht. Mit der Existenzkrise entzündete sich zugleich ein Gesellschafterkrieg, die Wirtschaftspolitische Gesellschaft wollte noch mehr Einfluss gewinnen. Diesen Versuch schmetterten einzelne Unternehmer und Manager jedoch ab, allen voran Alex Haffner.[8]

Haffner, im Hauptberuf Generaldirektor der schwäbischen Schuhfabrik Salamander, war ein guter Bekannter Ludwig Erhards und hatte mit diesem schon im Frankfurter Wirtschaftsrat eng zusammengearbeitet. Haffner hatte weit über Erhard hinaus einen guten Draht in die CDU hinein. Gründungsherausgeber Welter, seines Zeichens Wirtschaftsprofessor, hatte in den Dreißigerjahren als stellvertretender Chefredakteur der wirtschaftsliberalen Frankfurter Zeitung gewirkt. Diese war 1943 verboten worden, was aber mitnichten hieß, dass die zwischenzeitlich ins NS-Medienimperium eingegliederte FZ irgendeinen spürbaren politischen Widerstand geleistet hätte. Zuvor hatte Welter sich bei den Nazis mit Artikeln über die wichtige Rolle deutscher Industrieller im NS-Staat angebiedert. Nach dem FZ-Verbot wechselte er in den Planungsstab des Reichsrüstungsministeriums von Albert Speer.

Welters Biografie war nicht untypisch für das Führungspersonal der Frankfurter Allgemeinen. Während sich die Wirtschaftsredaktion, die für die Marktwirtschaft trommeln sollte, vornehmlich aus der unbelasteten Nachwuchselite rekrutierte, sah dies in der Politik-Redaktion, bei der Geschäftsleitung und nicht zuletzt bei den Herausgebern ganz anders aus. In dem fünfköpfigen Herausgeber-Gremium, das bis heute als eine Art kollektive Chefredaktion die politische und geistige Richtung der FAZ vorgibt, hatten damals einige Mitglieder eine politisch weiße Weste aufzuweisen, andere hatten hingegen ähnlich wie Welter eine zumindest ’gebräunte‘ Vergangenheit.

Paul Sethe, ein „Querdenker“ der frühen Art. Foto: Rundstef/Wikicommons

Zum Beispiel Paul Sethe, der damals wichtigste Leitartikler der FAZ. Sethe hatte schon in der Weimarer Republik vor allem gegen die Sozialdemokratie gehetzt. Ende 1933 wurde er Redakteur der Frankfurter Zeitung und einige Jahre später ihr wichtigster militärpolitischer Kommentator, der die Hitler’schen Kriegsverbrechen „schönschreiben“ durfte. 1943 wurde er vom Völkischen Beobachter zwangsverpflichtet, ohne nachweislichen Widerstand dagegen zu leisten. Sethe war ein Konservativer und befand sich damit grundsätzlich im guten Einvernehmen mit der neuen Bundesregierung. Sethe war aber auch ein Deutschnationaler, der Anfang der Fünfzigerjahre in seinen Kommentaren immer wieder Adenauers Kurs der Westintegration scharf attackierte. Die Adenauer-Administration übte daraufhin über Jahre Druck auf die FAZ-Spitze aus – sogar der Bundeskanzler höchstpersönlich. „Ich habe Herrn Erhard gebeten, mit Herrn Haffner wegen der ’Frankfurter Allgemeinen‘ zu sprechen“, verriet Adenauer dem CDU-Bundesvorstand. „Man sollte tatsächlich mal in Zuschriften an die Frankfurter Allgemeine herantreten und sie nicht durch Annoncen stützen.“[9] Eine Aufforderung, die an die Wirtschaft weiter getragen werden sollte. Den schließlichen Fall von Sethe bewirkte dann tatsächlich der angesprochene Alex Haffner, graue Eminenz der FAZ-Finanzierung und Verbindungsmann zwischen Erhard und Welter. Haffner zeigte sich vor allem über die wirtschaftspolitischen Folgen einer deutschen Wiedervereinigung im Geiste Sethes besorgt bis empört. Bei einem Zusammenschluss der beiden Teile würde der Westen höchstwahrscheinlich Abstriche an seiner marktliberalen Wirtschaftsordnung machen müssen – mit der Folge, dass möglicherweise die verhassten ’kollektivistischen‘ Elemente, wie sie Haffner ganz im Geiste Röpkes nannte, Eingang in die Wirtschaftspolitik finden würden. Folglich drängte Haffner Welter als mächtigsten FAZ-Herausgeber, Sethe aus dem Gremium zu entfernen. Wenige Monate später, im September 1955, verließ Paul Sethe die FAZ  und wechselte zu Springers Welt.[10]

Adenauers Sehnsucht nach einem „demokratischen Goebbels“

Die Causa Sethe stand symbolisch dafür, dass sich die Massenmedien in Deutschland besser nicht mit dem Kanzler anlegten, zumal wenn sie ja eigentlich auch noch regierungsfreundlich gesinnt waren. So forderte Bundestagspräsident Hermann Ehlers (CDU), es müsse endlich eine Presse aufgebaut werden, in der Journalisten das, „was die Bundesregierung will, objektiv darstellen und positiv erläutern.“[11] Mit anderen Worten: Alles brav und unkritisch wiederkäuen, was die Regierung von sich gibt. Dass dies wenig mit einer freien und unabhängigen Presse zu tun hatte, musste auch dem CDU-Politiker klar sein. An der Praxis änderte dies nichts.

Ein ganz ähnliches Schicksal wie Sethe ereilte im selben Jahr den Bonner Korrespondenten der Neuen Zürcher Zeitung, bekanntlich Adenauers Leib- und Magenblatt. Wie schon die FAZ dementierte auch die Neue Zürcher zwar vehement, dass sie sich in Folge einer Adenauer’schen Intervention zum Handeln gezwungen sah. Die deutschen Medien sahen dies jedoch anders – die aktuelle Forschung gibt ihnen Recht. Der Kommunikationsforscher Lutz Hachmeister merkt zu den Entwicklungen in der Frühzeit der Bundesrepublik an: „Das publizistische Kommando übernahm nun die Adenauer-Administration, die sich wiederum auf Propaganda-Fachmänner der NS-Zeit stützte.“[12]

So stellte es in gewisser Hinsicht auch keinen inneren Widerspruch dar, wenn sich Adenauer einen „demokratischen Goebbels“ wünschte. Obwohl ein glaubhafter Antifaschist, versuchte Adenauer-Intimus Otto Lenz, Chef des Bundeskanzleramts, 1953 ein ’Informationsministerium‘ nach dem Vorbild des Reichspropaganda-Ministeriums aus der Taufe zu heben. Der Versuch scheiterte jedoch an der Intervention der Westalliierten, die damals noch das Sagen hatten. Immerhin gelang es Lenz, mit Geldern aus dem ’Reptilienfonds‘ Adenauers eine ganze Reihe von Vereinen und Gesellschaften ins Leben zu rufen, die unter dem Deckmantel scheinbarer parteipolitischer Neutralität in der Öffentlichkeit aktiv für die Sache der Bundesregierung eintraten und vor allem als antikommunistische Speerspitze wirkten.[13]

Erhards neoliberales Mediennetzwerk

In der Wirtschaftspolitik nahm der frühere Werbefachmann Ludwig Erhard die Dinge weitgehend selbst in die Hand. Die krasseste Form bildeten dabei seine ‘Kolumnen‘, von der Wirtschaft finanzierte Zeitungsanzeigen, von denen Erhards Konterfei prangte und in denen er seine Zielgruppen direkt ansprach – „An alle Hausfrauen!“ oder „An alle Sparer!“.[14]

Heute üblich, damals aber durchaus neu war, dass Erhard die Öffentlichkeitsarbeit des Bundeswirtschaftsministeriums zentralisierte. Nur noch die Pressestelle durfte Gesprächspartner vermitteln (bevorzugt natürlich L.E.). Zuvor hatten die Journalisten noch oftmals direkten Zugang zum Beamtenapparat genossen und damit einen weniger gesteuerten und gefilterten Informationsfluss. Besonders engen Kontakt pflegte Erhard zudem zu einem vom Ministerium so genannten „kleinen Kreis“ von Journalisten, die mit der Marktwirtschaft stark sympathisierten. Dazu gehörten natürlich auch die Bonner Korrespondenten der FAZ. Im politischen Bonn firmierten die Sympathisanten unter dem despektierlichen Namen „Brigade Erhard“, eine Anspielung auf ein gleichnamiges Freikorps, das 1920 die Rechtsextremen beim Kapp-Putsch unterstützt hatte.[15]

Die Stellung der Erhard-Brigadisten war allerdings weniger privilegiert, als diese sich wahrscheinlich wünschten. Denn in den exklusiven Gesprächsrunden gab der Wirtschaftsminister nur wenig Exklusives preis. Es ging ihm vielmehr darum, über den persönlichen Kontakt die befreundeten Schreiber auf Linie zu halten. Erhards Pressechef Kuno Ockhardt verfolgte eine in der Wirkung ganz ähnliche Strategie. Er versorgte die Journalisten ständig mit neuen – natürlich offiziellen – Informationshäppchen. Mit diesen Verlautbarungen sollten sie so gut beschäftigt sein, dass sie kaum noch Zeit für publizistische Wühlarbeiten fänden. Ockhardt und Welter kannten sich schon seit den zwanziger Jahren. Zudem war der FAZ-Herausgeber gut bekannt mit Erhards persönlichem Referenten. Welter pflegte seit 1948 auch regen Kontakt mit Walter Eucken, dem Kopf der Freiburger Schule, der allerdings schon 1950 verstarb. Zuvor noch konnte Eucken dem FAZ-Herausgeber seinen Schüler Hans Herbert Götz an Herz legen, der dann tatsächlich auch Bonn-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen wurde. Götz blieb kein Einzelfall, weitere ’Freiburger‘ sollten nach Frankfurt wechseln. Das marktradikale Netzwerk war also durchaus engmaschig.[16]

Niedrige Steuern, wenig Staat, viel Wettbewerb: Wofür die FAZ trommelte

Dies schlug sich auch mehr als deutlich im publizistischen Kurs des Blattes nieder. Von Beginn an trommelte die FAZ für die Soziale Marktwirtschaft im Sinne einer völlig freien, also ordoliberalen Marktwirtschaft. So attackierte die Zeitung in den frühen fünfziger Jahren immer wieder die „zwangswirtschaftlichen Inseln“ in der deutschen Wirtschaft, die Kohle-, Stahl- und Eisenindustrie, aber auch die Ernährungs- und Verkehrswirtschaft bis hin zur Filmindustrie und ihren Kinokarten, deren Preise noch genauso staatlich festgesetzt wurden wie die für Eisenträger. Da sich nach marktpuristischem Verständnis die öffentliche Hand grundsätzlich aus dem Marktgeschehen heraus zu halten hatte, geißelte die FAZ auch kontinuierlich den Staat, wenn er als Eigentümer von Unternehmen auftrat. Denn die Staatsunternehmen würden gewissermaßen von Natur aus Verluste machen und diese kämen den Steuerzahler teuer zu stehen.

Die Steuerzahler – vor allem die mit mittleren und höheren Einkommen – müssten vielmehr entlastet werden, posaunte die Frankfurter Allgemeine immer wieder hinaus. Die Steuerlast hätte sich nicht nach dem öffentlichen Bedarf zu richten, sondern vielmehr nach der Belastbarkeit der Steuerzahler. Und die war (und ist) naturgemäß gering. Denn hohe Steuern behinderten die private Kapitalbildung und verhinderten so Investitionen der Unternehmen. Als die Bundesregierung mit der Großen Steuerreform 1954 den Spitzensteuersatz drastisch senkte und ein ganzes Arsenal von Steuerfreibeträgen einführte, ging dies den ordoliberalen Redakteuren in Frankfurt immer noch nicht weit genug. Sie sehnten sich nach einem Steuerniveau zurück, wie es am Anfang des 20. Jahrhunderts zu Kaisers Zeiten geherrscht hatte, nämlich nach einem ganz niedrigen.

Die Attacken, Postulate und Forderungskataloge, die die FAZ fortlaufend formulierte, richtete sich zwar auch gegen die SPD und alles linke Gedankengut. Primäre Zielscheibe waren aber schon die Adenauer-Regierung und der Sozialflügel der Union, die beide dem Geiste der reinen Marktlehre zuwider handeln zu schienen, indem sie beispielsweise Betriebsräte in den Unternehmen zuließen und ein Rentensystem zuließen, das auf dem Umlageverfahren basiert (vgl. Teil 2, Kap. 5 dieser Studie).

Zu den Klassikern eines marktradikalen Forderungskatalogs zählten der Ruf nach einem freien, unregulierten Kapitalmarkt, die strikte Ablehnung niedriger Zinsen sowie Zollsenkungen – frei nach dem Motto: Wir öffen unsere Grenzen für Einfuhren, damit wir (umso mehr) in andere Länder exportieren können.

Zu den Klassikern eines marktradikalen Forderungskatalogs zählte freilich auch der Ruf nach einem freien, unregulierten Kapitalmarkt und damit nach einer international frei tauschbaren D-Mark, was Anfang der Fünfziger noch nicht möglich war. Dazu gehörten auch die strikte Ablehnung niedriger Zinsen und die Liberalisierung des Außenhandels, ganz im Geiste des Freihandelsprinzips: Wir machen unsere Grenzen für Einfuhren auf, damit wir (umso mehr) in andere Länder exportieren dürfen und können.[17]

Die FAZ sah sich also als Schrittmacher des Marktradikalismus, den sie mit der 1948/49 etablierten Wirtschaftsordnung noch längst nicht voll umgesetzt sah. So monierte das Blatt im September 1951, dass Deutschland „weit vom marktwirtschaftlichen Ideal“ entfernt sei. Was sie aber nicht Ludwig Erhard ankreidete, denn diesem hielt sie stets die Stange. Als der Stuhl des Ministers 1951 wegen einer erneuten Wirtschaftskrise kurzzeitig wackelte, sprang sie ihm natürlich bei. Voll und ganz im Geiste Erhards bezog die FAZ auch Position, als Mitte der fünfziger Jahre über das Kartellgesetz gestritten wurde.

Dies war nicht selbstverständlich, denn Teile der Industrie, vor allem Großunternehmen, wollten dieses Gesetz verhindern oder zumindest aufweichen und damit so weit wie möglich wirkungslos machen. Allen voran der BDI, der Bundesverband der Deutschen Industrie. Der BDI tolerierte Kartelle, wie sie sich seit Gründung des Deutschen Reichs 1871 entwickelt und wie sie in der Weimarer Republik und im Hitler-Faschismus existiert hatten. Für die Ordoliberalen bildete das Wettbewerbsrecht – mithin das Verbot von Kartellen – eine Art ökonomisches Grundgesetz ihrer Ideologie. Die Marktpuristen lehnen zwar staatliche Eingriffe in den Markt grundsätzlich ab – aber mit eben dieser einen Ausnahme: Um den Wettbewerb zu garantieren. Nach langen Jahren erbitterter Auseinandersetzungen verabschiedete der Bundestag 1957 schließlich das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), für das sich Erhard und die FAZ so vehement einsetzten.

Dass der FAZ in der Kartelldebatte nichts anderes blieb, als sich gegen Teile der Industrie zu positionieren, musste verstörend auf die Herausgeber wie auf die Redaktion wirken. Deshalb wurde das Blatt 1959 unter das Dach der Fazit-Stiftung gebracht, drei Jahre zuvor war im Gesellschaftsvertrag die „volle Unabhängigkeit von Regierungen, Parteien und Interessengruppen“ verankert worden. Damit sollte verhindert werden, dass U-Boote in die FAZ-Gewässer eindrangen, die das Projekt Soziale Marktwirtschaft torpedieren wollten. Zu den neuen Gesellschaftern gehörte ab 1959 neben Erich Welter, Alex Haffner und einigen anderen auch Alexander Rüstow, eine der Gallionsfiguren der Freiburger Schule. Als Mitglied des Verwaltungsrates konnte Theodor Heuß gewonnen werden – der FDP-Politiker hatte gerade seine zweite Amtszeit als Bundespräsident absolviert. So sollte der Eindruck vermieden werden, die FAZ würde als eine Art bundesweiter Bayernkurier der Unionsparteien agieren. Ob dies die parteipolitische Unabhängigkeit der Frankfurter Allgemeine erhöhte, sei dahin gestellt.[18]

Das Paradebeispiel Montan-Mitbestimmung

Wes Geistes Kind die FAZ war, zeigte sich besonders drastisch in der langen und heftigen Debatte über die Mitbestimmung in der Montanindustrie und um das Betriebsverfassungsgesetz in den Jahren 1950 bis 1952. Die Montanunion kam im April zwischen Deutschland, Frankreich, Italien sowie den Benelux-Ländern zu Stande und bildete die Keimzelle der Europäischen Union. Die Montanunion ermöglichte den zollfreien Handel mit Kohle- und Stahlprodukten zwischen den Mitgliedsländern, führte aber auch die paritätische Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei den beteiligten Unternehmen ein. Die volle gleichberechtigte Mitbestimmung gewährte das Betriebsverfassungsgesetz von 1952 zwar nicht, dafür immerhin ein Drittel der Stimmen für die Arbeitnehmerseite in den Aufsichtsräten von Kapitalgesellschaften (AG, GmbH etc.). Zentral war jedoch die Einführung von Betriebsräten bei Unternehmen mit mehr als fünf Mitarbeitern.

Für die FAZ war jedwede Mitbestimmung – neudeutsch formuliert – ein absolutes ‘No-Go‘, traf sie doch vermeintlich voll ins Mark der neuen Wirtschaftsordnung. Das Thema war somit Chefsache, weshalb auch Herausgeber Erich Welter im März 1950 das Wort ergriff. Unternehmen hätten ihre Entscheidungen ausschließlich nach ökonomischen Gesichtspunkten zu treffen, dozierte Welter, und dies vermochte eben nur der Eigentümer. Soziale Sicherheit werde nicht über die betriebliche Mitbestimmung erreicht, sondern über den Geschäftserfolg eines Unternehmens. Und im Zweifel gebe es ja noch die Arbeitslosenversicherung. Nachfolgende Leitartikel schlugen immer wieder in dieselbe Kerbe: Die betriebliche Mitbestimmung bedeute einen Frontalangriff auf die Soziale Marktwirtschaft und stärke nur die sozialistisch gesinnten Gewerkschaften.

Eine Zeche in Dortmund. In der Kohle- wie in der Stahlindustrie wurde früh die paritätische Mitbestimmung eingeführt. Foto: KarinKarin/Pixabay

Mit Unverständnis reagierte die FAZ auf die Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber, die in einigen Punkten auf die Gewerkschaften zugingen. Bei beiden Gesetzen hatte die Kapitalseite zuvor versucht, ihr eigenes Ideologie-Konstrukt von Sozialpartnerschaft durchzusetzen und Begriffe wie Mitwirkung, Mitsprache oder Mitberatungsrecht durchzusetzen. Schützenhilfe bekamen die Arbeitgeber dabei von Ludwig Erhard, der – diesmal ausnahmsweise in der nicht minder CDU-nahen Allgemeinen Kölnischen Rundschau – verlauten ließ: „Zuerst muß eine saubere Grenze zwischen Mitwirkung und Mitbestimmung gefunden werden. Mitwirkung ist ein Bestandteil der freien Marktwirtschaft, Mitbestimmung gehört in den Bereich der Planwirtschaft.“[19]

Abgesehen von dieser ziemlich eindeutigen Einlassung hielt sich Erhard bei der Mitbestimmungsdebatte jedoch schwer zurück. Adenauer hatte dem Wirtschaftsminister einen Maulkorb verpasst, wollte doch der Kanzler die Gewerkschaften beim Gesamtprojekt Montanunion auf seine Seite ziehen. Für Erhard sprang deshalb der befreundete CDU-Wirtschaftsprofessor Franz Böhm in die Bresche. In der FAZ zog er vor allem gegen die Gewerkschaftsforderungen für das Betriebsverfassungsgesetz zu Felde. Böhm witterte nicht nur die Gefahr „sozialistischer Traumvorstellungen“, er befürchtete auch, durch gewerkschaftliche Mitsprache könnte sich die Anpassung der Unternehmen an den Markt auf fatale Weise verzögern – ganz so, als sei es von vornherein ausgemachte Sache, dass die Arbeitnehmer immer nur auf die Bremse treten würden. Nicht zuletzt warnte der CDU-Politiker vor einem „neuen Klassenkampf“. Mit den Unternehmern und den Arbeitern auf der einen und den Verbrauchern auf der anderen Seite.

Noch deutlicher wurden die Kommentatoren der FAZ, als die Gewerkschaften mit einem Streik drohten, wenn Bundestag und Bundesrat das Montangesetz nicht verabschieden würden. Ein Leitartikel verglich die Streikdrohung mit der brutalen Art und Weise, wie die Nazis in der Endphase der Weimarer Republik aufgetreten seien. Ein anderer interpretierte in das Programm des Deutschen Gewerkschaftsbundes (Investitionslenkung, partielle Einfuhrbeschränkungen, staatliche Festsetzung der Mieten, Autonomie der Tarifparteien etc.) eine antikapitalistische Sehnsucht der Deutschen hinein, wie sie sie ja bereits zwischen 1933 und 1945 zum Ausdruck gebracht hätten. In bewährter Manier schwang die Frankfurter Allgemeine – ganz im Geiste Wilhelm Röpkes – die Kollektivismus-Keule auch immer wieder nach links. Wie es gerade passte, wurde die betriebliche Mitbestimmung als sozialistisches Gedankengut oder als dem Sowjetsystem verwandt gebrandmarkt. Mal drohte der Gewerkschaftsstaat, mal die Räterepublik.[20]

Für eine Zeitung, die nach eigenem Anspruch für Qualitätsjournalismus steht und sich als intellektuell führendes Medium in Deutschland versteht, bewegte sich die Argumentation der Frankfurter Allgemeinen oft auf rechtspopulistischem Niveau knapp oberhalb der Grasnarbe. Kein Wunder, es handelte sich um Kampagnenjournalismus in Reinform – immer mit dem Ziel vor Augen, die Soziale (= freie) Marktwirtschaft durchzuboxen.

Werben für das Wunder: Eine gar nicht so ausgeglichene „Waage“

Die verkaufte Auflage der Frankfurter Allgemeinen stieg von 9.000 Exemplaren bei ihrer Gründung Ende 1949 schnell auf knapp 200.000 Exemplare im Jahr 1957. Dies entsprach in etwa der heutigen Auflage (2022) und reichte völlig aus, um die gesellschaftlichen Eliten des Landes zu erreichen und auf die Soziale Marktwirtschaft einschwören zu können. Vor allem die für die FAZ wichtigen Eliten. In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre bestand die Leserschaft des marktradikalen Blattes zu fast einem Drittel aus Fabrikanten und Unternehmern, ein knappes Drittel waren leitende Beamte oder Angestellte, rund 15 Prozent Angehörige freier Berufe wie Rechtsanwälte, Steuerberater und Ähnliches.[21]

Damit hatte vor allem die Wirtschaftselite ihr täglich Kampfblatt. Doch wie sollte und konnte die breite Masse – der ‘kleine Mann auf der Straße‘ – auf den neuen Kurs eingeschworen werden? Die FAZ war für diesen Zweck intellektuell zu abgehoben. Die Bild-Zeitung rief Springer erst 1952 ins Leben, sie blieb in den ersten Jahren zunächst noch weitgehend unpolitisch. Also musste über möglichst viele Medien hinweg gearbeitet werden. Und dies mit klaren Botschaften wie dieser:

Wer stand damals im Bombensturm der Luftangriffe auf den Dächern der Fabriken, bereit, das Werk mit dem eigenen Leben vor Brand und Vernichtung zu schützen? Arbeiter und Unternehmer in echter Solidarität…Männer und Frauen in der deutschen Industrie arbeiten freiwillig zusammen in der vernunftvollen Ordnung der SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT.[22]

Diese öminöse Mischung aus dumpfem Nationalstolz und herauf beschworener Sozialharmonie entstammte einer Anzeige vom Oktober 1952, die Teil einer breit angelegten Werbekampagne für die Soziale Marktwirtschaft war. Hinter dieser Kampagne stand ein vermeintlich gemeinnütziger Verein mit dem irreführenden Namen Die Waage. Gemeinschaft zur Förderung des sozialen Ausgleichs e.V. Die Waage betrieb zwischen 1952 und 1965 nach eigenen Angaben „Vertrauenswerbung“ für die Idee des freien Unternehmertums und der Sozialen Marktwirtschaft – mit Hilfe von insgesamt 149 Anzeigenmotiven in Zeitungen und Illustrierten, diversen Plakataktionen, fünf Kurzfilmen für das Kino-Vorprogramm sowie zwei Broschüren. Dies schien die unverfänglichste Strategie, um die Massen zu beeinflussen, erinnerte es doch an Werbung für Konsumprodukte. In den Fünfzigern waren vor allem Zeitungsanzeigen das Mittel der (möglichen) Wahl unter den vorhandenen Medien – auf diese Weise wurden die meisten Menschen am effektivsten erreicht. Zunächst annoncierte die Waage in Spiegel, Stern und Frankfurter Allgemeine, dann verstärkt in Frauen-Illustrierten, Sonntagszeitungen und der Bild-Zeitung.[23]

Auch der berühmte Loriot war zeitweilig für „Die Waage“ als Zeichner aktiv. Foto: Stadtarchiv Kiel

Die Waage von damals weckt Assoziationen an die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) von heute. Völlig zu Recht. Doch während hinter der INSM die Metallindustrie steht, war es bei der Waage vor allem die chemische Industrie. Das Netzwerk erstreckte sich darüber hinaus zu Ludwig Erhard und der CDU sowie zur Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 und zur FAZ. Der Funke zur Gründung zündete im Oktober 1951 auf der Jahrestagung des Bundes Katholischer Unternehmer (KBU). „Ihr Unternehmer seid ja so dumm“, spitzte dort der aus den USA angereiste Sozialphilosoph Götz Briefs den KBU-Vorsitzenden Franz Greiss an. „Ihr könnt Werbung schaffen für Persil und Volkswagen und ich weiß nicht was. Aber ihr seid nicht in der Lage, für die euch gemäße Wirtschaftsform Reklame zu machen!“[24]

Greiss interpretierte diesen Vorwurf als offiziellen Auftrag für ein Projekt, das er schon seit Monaten geplant hatte: Die Waage. Bereits wenige Wochen nach dem offensichtlich abgekarteten Aufruf, im Dezember 1951, legte die Frankfurter Werbeagentur Gesellschaft für Gemeinschaftswerbung (GfG) „Vorschläge für eine Beeinflussung der öffentlichen Meinung zugunsten einer Verbesserung des sozialen Klimas im Rahmen der freien Marktwirtschaft“ vor. Um die damit verbundene Anzeigenkampagne durchführen zu können, musste Die Waage aber erst noch die notwendigen Gelder einsammeln. Zu diesem Zweck verfasste Otto A. Friedrich, Generaldirektor der Phönix-Gummiwerke in Hamburg und Rohstoffberater der Bundesregierung, im Mai 1952 einen Werbe- und Bettelbrief an über 100 Großunternehmer und Spitzenmanager in Deutschland. Das Schreiben enthielt die Blanko-Unterschrift von keinem Geringeren als Ludwig Erhard, der später auch häufig die Mitgliederversammlungen der Waage besuchte und dabei gern strategische Ratschläge gab.

IG Farben reloaded

Der Erhard’sche Bettelbrief blieb nicht ohne Wirkung. Binnen weniger Monate konnte Die Waage 1,2 Millionen D-Mark einwerben. Im Laufe der nächsten 13 Jahre summierte sich die gesamte Spendensumme aus der Unternehmerschaft auf über 16 Millionen D-Mark. Vor allem in den fünfziger Jahren flossen die Gelder üppig, als das Projekt besonders dringlich erschien. Die fast durchgehend höchsten Spendensummen kamen dabei von BASF, Bayer und Hoechst. Ein Fingerzeig darauf, dass es vor allem Unternehmen aus der chemischen Industrie waren, die den Kurs der Waage bestimmten. Zwar wurden auch einige Chefs von Markenartiklern Mitglieder der Waage – vor allem über die Verbindung der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft. Sie konnten ihre Werbeexpertise einbringen. Doch sprechen die Zahlen für sich: In ihrem Gründungsjahr zählte die Waage 58 Spitzenmanager als Mitglieder. Davon stammten allein 14 aus reinrassigen Chemieunternehmen, rund 40 hatten aber einen direkten oder zumindest indirekten Bezug zur Chemiebranche.

Das war kein Zufall. Die chemische Industrie war einer der ersten Global Player der deutschen Wirtschaft und hatte damit ein ausgeprägtes Interesse an offenen Märkten – dies schon seit den zwanziger Jahren. 1925 hatte sich das Kartell der Interessengemeinschaft Farben gegründet. Federführend bei der I.G. Farben waren just jene drei Großunternehmen, die später auch Die Waage dominierten: BASF, Bayer, Hoechst. Um dieses Triumvirat gruppierten sich fünf weitere Unternehmen aus der Branche, die zum Teil auch später bei der Waage mitwirkten. Die I.G. Farben produzierte fast den gesamten Bedarf Nazi-Deutschlands an Munition, Spreng- und Treibstoff für den Zweiten Weltkrieg. Ein Tochterunternehmen stellte das Gas Zyklon B her, mit dem die Nazis Millionen von Menschen in ihren Konzentrationslagern ermordeten.

Kein Wunder also, dass die Alliierten nach dem verlorenen Krieg die I.G. Farben zerschlagen wollten. Das Hauptziel der beteiligten Akteure bestand darin, zumindest als Unternehmen in ihrer ursprünglichen Form zu überleben – und nicht noch weiter filetiert zu werden. Dies gelang schließlich auch deshalb, weil Bayer, BASF und Hoechst nun im Brustton der Überzeugung das angloamerikanische Modell des Wettbewerbskapitalismus propagierten. Was wiederum bestens mit ihrem ausgeprägten Exportinteresse harmonierte. Damit positionierten sich die ’Chemiker‘ auch klar gegen die ’Ruhrbarone‘, die Eigentümer der Kohle- und Stahlindustrie, die sich noch nicht recht vom alten Kartell-Modell lösen konnten und wollten.[25]

Die chemische Industrie bildete das Zentrum eines Netzwerks, das allerdings noch weitere wichtige Knotenpunkte aufwies. So wurde Fritz Burgbacher, Generaldirektor der Rheinischen Energie AG und Gründungsmitglied der Waage, 1957 CDU-Bundestagsabgeordneter und drei Jahre später Bundesschatzmeister seiner Partei. Waage-Mitgründer Alphons Horten, von Hause aus Glasfabrikant und dann Deutschland-Repräsentant des Schweizer Chemiekonzerns Ciba Geigy, avancierte als Finanzexperte zum stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Wirtschaftsrats. Und dann gab es ja noch den direkten Draht zu Ludwig Erhard.

Max H. Schmid, Vorstandsvorsitzender der Zellstoff-Fabrik Waldhof AG Mannheim, war Teilhaber der Allgemeinen Verlagsgesellschaft Mainz, die 1951 nach dem Ausscheiden der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft Mehrheitseigner der Frankfurter Allgemeinen geworden war. Der äußerst einflussreiche Schmid hielt Aufsichtsratsposten in mindestens zehn deutschen Großunternehmen. Von ähnlichem Schlage erwies sich Karl Blessing. 1937 bis 1939 Reichsbank-Direktor, Mitglied der NSDAP und des Freundeskreises Reichsführer-SS, ‘Wehrwirtschaftsführer‘. Ab 1948 Vorstandschef der Deutschen Margarine Union (später: Unilever) und Teilhaber an der Allgemeinen Verlagsgesellschaft der FAZ. 1958 stieg der Alt-Nazi Blessing zum Präsidenten der Deutschen Bundesbank auf. Die direkte Verbindung zwischen Waage und FAZ wurde über den Beirat der Lobbygruppe hergestellt, in der FAZ-Herausgeber Erich Welter saß.

Als Demoskopin nah am Bürger…und nah an den Mächtigen: Elisabeth Noelle-Neumann. Foto: Bundesarchiv

Zum neoliberalen Netzwerk gehörte auch das Allensbacher Institut für Demoskopie. Elisabeth Noelle-Neumann hatte das Institut 1947 gegründet, um schon einige Jahre darauf umfangreiche Aufträge zur Meinungsforschung vom Bundeswirtschaftsministerium an Land zu ziehen. Auch mit der Waage arbeiteten die Allensbacher immer wieder zusammen. Im Herbst 1952 mussten die Marktradikalen nach einer repräsentativen Umfrage Noelle-Neumanns feststellen, dass neun Zehntel der Befragten entweder immer noch keine klare Vorstellung vom Konzept der Sozialen Marktwirtschaft hatten oder sie sogar als Parole des politischen Gegners, der SPD, begriffen. Die Soziale Marktwirtschaft war noch meilenweit entfernt von ihrem Status als politische Marke und noch weiter von dem eines Gründungsmythos. So musste es ein knappes Jahr vor den zweiten Wahlen zum Bundestag vordringliches Ziel der Marktpuristen sein, zum Ross (= wirtschaftlicher Aufstieg) nicht nur den passenden Reiter (= Ludwig Erhard), sondern auch gleich den entsprechenden Parcours (= Soziale Marktwirtschaft) zu nennen. Damit sich dies bei in den Hirnen der Masse endlich einbrannte.

Dabei machte die Waage zunächst den von ihr so genannten „Treibsand“ in der Arbeiterschaft als wichtigste Zielgruppe aus. Die Arbeiter also, die sich nicht als Teil einer großen politischen Bewegung verstanden, sondern eher unpolitisch waren, von Lebensangst bestimmt und in erster Linie am ganz persönlichen Wohlergehen interessiert. Kurzum: Die Arbeiter, die das Zeug zum Kleinbürger haben.[26] In späteren Jahren entdeckten die Waage-Strategen darüber hinaus noch die Frauen als vermeintliche Verwalter des Haushaltsbudgets sowie die Jugendlichen als Zielgruppen.

Dabei nicht nur den jungen Streber und Karrieristen, sondern auch die ’Halbstarken‘, wie der eher aufmüpfige Teil der Jugend Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre gemeinhin genannt wurde. „Das Moped ist sein ganzer Stolz“, begann der Text einer Anzeige, die im Bild einen Halbwüchsigen mit einer Kleinmaschine zeigte, die Freundin auf dem Rücksitz, ein Kumpel voller Bewunderung daneben stehend. Der Halbstarke mag zwar etwas angeberisch und laut am Gasgriff seines Mopeds drehen, ging die Anzeige auf die Vorbehalte der Kleinbürger ein. Doch: „Er hat sich das Geld selbst verdient und unter Verzicht auf manch anderen Spaß eisern gespart.“[27]

Mit solchen Parolen sollte die Jugend der bundesdeutschen Gründerzeit mit ins Boot der Sozialen Marktwirtschaft geholt werden – frei nach dem Motto: „Wenn du brav arbeitest und schön sparst, dann darfst du auch ein bisschen auf die Pauke hauen.“ Hier zeigten sich – typisch für den Neoliberalismus der Gegenwart – Ansätze zu einer gesellschaftlichen Offenheit, die dann akzeptabel ist, wenn sie das Wirtschaftssystem ohne Wenn und Aber akzeptiert.

Fritz und Otto verkünden: „Wohlstand über alles!“

Soweit musste man beim normalen Spießbürger gar nicht erst gehen. Hier reichte es, eine klare Verknüpfung zwischen Wohlstand, man könnte auch sagen: einem schnöden Materialismus und der Sozialen Marktwirtschaft herzustellen. Dies natürlich möglichst einprägsam. Dazu bediente sich die federführende Werbeagentur, die Gesellschaft für Gemeinschaftswerbung, in den fünfziger Jahren meist zweier Protagonisten, die holzschnittartige Dialoge über Wirtschaftsthemen führten. Der schneidige Fritz stand für den Klarkopf, der skeptische Otto (Normalverbraucher) für den Querkopf. Später wurde das Duo um die Ehefrauen Brigitte und Berta ergänzt. Pate für Fritz und Otto standen offensichtlich die virtuellen Figuren Tran und Helle, die auf Goebbels Geheiß Anfang der 1940er das deutsche Kinopublikum in Kurzfilmen auf die Kriegswirtschaft hatten einschwören sollen.[28] Nur gab es diesmal ein umgekehrtes Vorzeichen.

„Nein, Otto, versteh‘ mich nicht falsch: Ich bin natürlich froh über meinen Motorroller“, beginnt Fritz das Gespräch in der Zeitungsanzeige „Alle haben was davon!“ aus dem Jahr 1956. „Auch Brigitte ist ganz begeistert von ihrer neuen Waschmaschine. Und der Kühlschrank – der übrigens vor vier Jahren genau das Doppelte gekostet hätte! – kommt uns allen schön zugute. Aber – was mir an Ludwig Erhard am meisten imponiert, ist eben doch die neue Rentenordnung.“ Die Erhard ja gar nicht so toll fand. Ein paar Jahre später sind es dann schon das Auto, das Eigenheim und der Italien-Urlaub, die die Soziale Marktwirtschaft als ihre ’bescheidenen‘ Gaben präsentiert.

Diese Art von Kampagne war typisch für das Vorgehen der Waage: Wohlstand ist das A und O, und dafür kann einzig und allein die Soziale Marktwirtschaft sorgen. Weitere Kampagnen griffen einzelne Aspekte aus der Wirtschaftspolitik auf. Dabei war vor allem die Verteilungsgerechtigkeit immer wieder ein Thema. Vorwürfe, vor allem die Unternehmer würden die Gewinne des Wirtschaftswunders abgreifen und den Beschäftigten nichts abgeben, konterte die Waage mit der Suggestion, die Profite würden zwecks Automation sofort reinvestiert. Und die daraus resultierenden Produktivitätssteigerungen würden dann natürlich auch in Form höherer Löhne an die Arbeitnehmer weitergegeben. Als die Gewerkschaften dies ab Ende der 1950er Jahre immer stärker einforderten, hieß es von Seiten der Waage: „Höhere Löhne? Die müssen erst einmal verdient sein!“ Und: „Nur immer Löhne steigern ist nicht richtig!“

Gleichzeitig strickten die Polit-Werber fleißig am Mythos der Sozialen Marktwirtschaft. Indem zum Beispiel die Errungenschaften der westdeutschen Marktwirtschaft an den „Zwingherren der Zwangswirtschaft“ in der DDR gemessen wurden. Vor den Bundestagswahlen 1953 – das marktwirtschaftliche System sollte diesmal mit einem klaren Sieg der Bürgerlichen auf Dauer stabilisiert werden – verunglimpfte die Waage die Kritiker der Marktwirtschaft als „unehrlich“ und als „Unruhestifter.“ Hier wurde schon langsam aber sicher deutlich, dass die Protagonisten des Marktradikalismus versuchten, die Leitplanken öffentlicher Diskurse eng einzugrenzen: „Wer die einmalige Leistung unseres wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach dem Krieg – diese Gemeinschaftsleistung der deutschen Arbeiter und Unternehmer – heute zu verkleinern sucht, der meint’s nicht gut mit unserem Volk.“ In einer 36seitigen Broschüre über „Die Soziale Marktwirtschaft“ verstieg sich die Waage sogar zu der Behauptung: „Soziale Marktwirtschaft ist nichts anderes als die Umsetzung der Demokratie auf das wirtschaftliche Leben.“ Erhard und Röpke mussten sich über solche Sätze diebisch freuen.

Die Waage beherrschte die Klaviatur der Massenbeeinflussung aufs Trefflichste. Diese Meisterschaft fand ihren ‘künstlerischen‘ Höhepunkt in dem Zeichentrick-Kurzfilm „Mit beiden Füßen auf der Erde“ von 1959. Vicco von Bülow alias Loriot, damals schon ein bekannter Cartoonist, erfand für diesen Film den ‘Mann mit der Knollennase‘, der später in Loriots Cartoons und Zeichentrickfilmen in verschiedenen Varianten den unbedarften Otto Normalverbraucher gab. Hier, im Waage-Film, stellte die Knollennase einen Zahnrad-Facharbeiter (!) dar, der ein absolut mustergültiges Leben in der Sozialen Marktwirtschaft führt.

Den Text für den Film lieferte kein Geringerer als Eugen Roth, der mit seinen menschelnden Mensch-Reimen in den 1930ern zum populärsten zeitgenössischen Poeten in Deutschland aufgestiegen war und in den Fünfzigern immer noch auf dem Dichterthron saß. Im Waage-Duktus kamen Roths Verse nun so daher:

Der freien Wirtschaft erster Satz:

Selbst ist der Mann – frei ist der Platz.

Draus leitet ab Satz Nummer Zwei:

Erst Fortbildung macht wirklich frei.

Der Mensch mit seinen Zielen reift,

wenn ein Rad in das andre greift.

Anstatt mit leerer Hand zu grollen,

schöpft er nun plötzlich aus dem Vollen.

So ist der Mensch, wie man hier sieht,

stets selber seines Glückes Schmied.

Fest und mit des Erfolgs Gebärde

geht nun der Mensch auf seiner Erde,

schafft, was er will, aus eigener Kraft

in der SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT.[29]

Auffällig zum einen, dass der Text gängige Redensarten wie ‘selbst ist der Mann‘ oder ‘jeder ist selbst seines Glückes Schmied‘ aufgreift und geschickt mit den Kernideen der freien Marktwirtschaft verknüpft. Auffällig zum anderen, dass der Roth’sche Vers „Erst Fortbildung macht wirklich frei“ das zynische KZ-Motto ‘Arbeit macht frei‘ in Möchtegern-ironisierender Weise abwandelt.

Derartige Geschmacklosigkeiten riefen natürlich Kritik hervor. Allerdings: Als die Waage mit ihren Aktivitäten startete, erwischte sie den politischen Gegner auf dem falschen Fuß. SPD und Gewerkschaften gelang es vor allem in den ersten Jahren nicht, die Werbekampagnen geschickt und effektiv zu kontern. Ihre Kritik konzentrierte die politische Linke in erster Linie auf die fragwürdigen Finanzierungsmethoden der Waage: Unternehmen, die Spenden an den Lobby-Verein abführten, konnten diese nämlich als reguläre Betriebsausgaben wie für Produktwerbung verbuchen – das Bundesfinanzministerium hielt seine schützende Hand über diese steuerrechtlich ziemlich grenzwertige Praxis. Zudem firmierte die Waage anfänglich unter einer Briefkastenadresse bei der IHK Köln, ehe sie im Juli 1954 offiziell Büroräume bezog und mit Karl Jesch einen Geschäftsführer erhielt. Jesch war ein Protégé von Alfred Müller-Armack, Staatssekretär unter Erhard.[30]

Die schwache Gegenwehr der Linken war vor allem darauf zurück zu führen, dass sich die SPD bei dem Thema nicht vornehmlich in der Pflicht sah, vor allem aber die Gewerkschaften zu dieser Zeit den Unternehmern in Sachen kommunikativer Professionalität noch um Jahre hinterher hinkten.[31] Auf die breit angelegten Werbekampagnen reagierten die Gewerkschaften nur mit sporadischen Flugblattaktionen. Erst zu Beginn der sechziger Jahre mit den großen Lohnstreiks zeichnete sich eine Professionalisierung der Public Relations-Strategie beim DGB ab. 1963 verabschiedete der Deutsche Gewerkschaftsbund erstmals einen festen Etat für Öffentlichkeitsarbeit, veranlasste Meinungsumfragen und beauftragte Werbeagenturen. Als der DGB 1965 die große Werbekampagne „Aktion Mitbestimmung ‘65“ startete und dank einer emotionalen Ansprache in der Öffentlichkeit breite Sympathien gewinnen konnte, wurden die Unternehmen zum ersten Mal in die Defensive gedrängt. Sie mussten mit einer eigenen Kampagne reagieren. Langsam bahnte sich eine Zeitenwende an.

Allerdings war es da schon zu spät, über Einzelthemen hinaus das kollektive Wirtschaftsbewusstsein der Westdeutschen zu erreichen: In den anderthalb Jahrzehnten zuvor hatte die Waage den Konsumrausch als ultimative Bedürfnisbefriedigung verherrlicht und so wesentlich dazu beigetragen, einen schnöden Materialismus als höchsten gesellschaftlichen Wert zu verankern. Dabei gelang es ihr, den neuen kleinen Wohlstand der Nachkriegszeit in einen direkten kausalen Zusammenhang mit der Sozialen Marktwirtschaft zu stellen. „Soziale Marktwirtschaft = Wirtschaftswunder“ hieß die einfache Formel, die offenbar auch wirkte. So hatte zum Beispiel Elisabeth Noelle-Neumann in einer repräsentativen Umfrage festgestellt, dass rund fünf Prozent der Wähler bei den Bundestagswahlen 1953 in Folge der Waage-Werbung zu den bürgerlichen Parteien gewechselt seien.[32] Die Seelenmassage der Marktradikalen war also ein voller Erfolg.

Endnoten

[1] Erhard (1962), S. 181.
[2] Siehe hierzu den Eintrag „FAZIT-Stiftung“ (2014) bei Lobbypedia.
[3] Siering (2002), S. 50-51.
[4] Faulstich (2006), S. 151-152.
[5] Hachmeister (2002), S. 10.
[6] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 34-36.
[7] Siering (2002), S. 53 und 78.
[8] Riedl (1992), S. 67-73.
[9] Zitiert nach Riedl (1992), S. 76.
[10] Riedl (1992), S. 74-85 und Siering (2002), S. 36-39 und 78-85.
[11] Zitiert nach Riedl (1992), S. 75.
[12] Hachmeister (2002), S. 22.
[13] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 27-28. Zu diesen Vereinen zählten u.a. die Deutsche Atlantische Gesellschaft und Arbeitsgemeinschaft demokratischer Kreise.
[14] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 142-143.
[15] Die Netzwerk-Bildung trieb Erhard auch jenseits der Medien voran. Dies begann damit, dass er im Wirtschaftsministerium die Grundsatzabteilung Wirtschaftspolitik ins Leben rief, die eine strategische Vordenkerfunktion ausüben sollte. Einfluss im wissenschaftlichen Bereich sollte über die Gründung von Forschungsinstituten erreicht werden, zum Beispiel in Köln, Mainz, Marburg und Freiburg. Zudem wurden die Beziehungen zu informellen Gruppen wie der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft (ASM) und zur Mont Pèlerin-Gesellschaft, eine Art neoliberale Internationale, gepflegt. Vgl. Ptak (2004), S. 248-264.
[16] Riedl (1992), S. 40-48, 87.
[17] Riedl (1992), S. 125-136 und 144-149.
[18] Riedl (1992), S. 85-86.
[19] Zitiert nach Wengeler (1995), S. 57.
[20] Riedl (1992), S. 137-143.
[21] Riedl (1992), S. 19 und 92. In dasselbe Horn wie die FAZ blies das 1946 gegründete, nicht minder marktradikale Handelsblatt, das einen noch engeren thematischen Zuschnitt auf Wirtschaftsthemen hatte.
[22] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 113.
[23] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 3-5.
[24] Zitiert nach Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 13.
[25] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 49-65.
[26] In der Waage-Diktion las sich dies so: „Der Klassenkampf ist zu Ende. Den Begriff des Proletariers gibt es nicht mehr. Im freien Deutschland vollzieht sich eine geschichtliche Wandlung: der ehemals klassenbewußte Arbeiter wird zum selbstbewußten, freien Bürger.“ Zit. nach Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 147.
[27] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 158-159.
[28] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 78.
[29] Zit. nach Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 162-163.
[30] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 69-71 und 130.
[31] Eine Ausnahme bildete die Kampagne „Samstags gehört Vati mir“, mit der der DGB 1956 die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche forderte. Es handelte sich aber um einen Glückstreffer.
[32] Schindelbeck/Ilgen (1999), S. 203.

Quellen

Erhard, Ludwig (1962): Deutsche Wirtschaftspolitik. Düsseldorf-Wien-Frankfurt.

Faulstich, Werner (2006): Mediengeschichte von 1700 bis ins 3. Jahrtausend. Göttingen.

Hachmeister, Lutz (2002): Einleitung: Das Problem des Elite-Journalismus, in: Hachmeister, Lutz/Siering,

Friedemann (Hg.), Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München, S. 7-34.

Riedl, Anton (1992): Liberale Publizistik für Soziale Marktwirtschaft. Die Unterstützung der Wirtschaftspolitik Ludwig Erhards in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und in der Neuen Zürcher Zeitung 1948/49 bis 1957. Regensburg.

Schindelbeck, Dirk/Ilgen, Volker (1999): „Haste was, biste was!“ Werbung für die Soziale Marktwirtschaft.Darmstadt.

Siering, Friedemann (2002): Zeitung für Deutschland. Die Gründergeneration der „Frankfurter Allgemeinen“, in: Hachmeister, Lutz/Siering, Friedemann (Hg.), Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München, S. 35-86.

Wengeler, Martin (1995): „Der alte Streit ’hier Marktwirtschaft, dort Planwirtschaft‘ ist vorbei“. Ein Rückblick auf die sprachlichen Aspekte wirtschaftspolitischer Diskussionen, in: Stötzel, Georg/Wengeler, Martin (Hg.), Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin-New York, S. 35-91.

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Prof. Lutz Frühbrodt

Lutz Frühbrodt ist seit 2008 Professor für "Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation" an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Zahlreiche Veröffentlichungen zu kommunikations- und wirtschaftspolitischen Themen. Spezialgebiet Mediensoziologie. Zuvor ein knappes Jahrzehnt Wirtschaftsreporter bei der "Welt"-Gruppe - als Teilstrecke seines Marsches durch die Institutionen. Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität in seiner Heimatstadt Berlin. Volontariat beim DeutschlandRadio Kultur.

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  1. […] im deutsch-deutschen Vergleich von 1949 bis 1971/72“ entstanden.2) Lutz Frühbrodt: Trommeln für den Markt: Die Rolle der Medien in den 1950ern. Die Zweite Aufklärung.de – 28. April […]

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