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Die Reisebranche spielt mit allen Sinnen. Für das Content Marketing im Reisegeschäft sind visuelle Eindrücke, sprich Fotos und Videos, von besonderem Reiz. Auf der emotionalen Schiene lassen sich diese Bilder dann wunderbar mit großen Sehnsüchten verbinden – mit Romantik, Abenteuer, Natur, Exotik, Entspannung. Auch wenn die Konkurrenz durch unzählige private Reiseblogs groß ist, so ist die Branche prädestiniert für großzügiges Content Marketing von Reiseanbietern, um diese Sehnsüchte zu beflügeln und ihre Erfüllung zu versprechen. Und: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er nicht nur etwas erleben, sondern auch etwas erzählen. Eine großartige Vorlage für Storytelling also.

Das Blog des größten europäischen Reiseveranstalters TUI wartet mit schönen Bildern und Top 5-Listen auf – egal ob für Infinity-Pools, Whirlpools im Zimmer oder Malediven-Wasserbungalows. TUI-Blogger berichten im typisch locker-persönlichen Ton von ihren Reiseerlebnissen und sprechen den Leser per „Du“ an. Je nach Urlaubsart kann man zwischen „Meeresrauschen“, „Stadtgeschichten“, „Abenteuerland“, „Ins Grüne“ und „Ruhepol“ wählen. Kaum verwunderlich, dass die gebuchten Urlaubslokalitäten dabei allesamt sehr gut wegkommen und mit entsprechenden Angeboten verlinkt sind.

 

Die TUI-Premiummarke ist fast nicht käuflich

Während das Content Marketing bei der Dachmarke noch in die Corporate Website eingebettet ist, verfolgt der Reisekonzern mit seiner Premiummarke „Michael Poliza Experiences“ ein rigoros-reinrassiges CM- und Storytelling-Konzept. Der Webauftritt wirkt, als handele es sich um die alleinige Seite des prominenten Wildlife-Fotografen Michael Poliza. Aufgeteilt in „Erlebnisregionen“ findet der Leser auf der Website „exklusive Reiseerlebnisse für anspruchsvolle Weltenbummler.“ Da die Luxusreisen „ein kleines Vermögen“ kosten, bleibt auch die Mainstream-Dachmarke TUI völlig außen vor. Dezent wird unter dem Reiter „Beratung“ darauf verwiesen, dass es sich hier um ein käufliches Produkt handelt.

Sehr stark auf das bewegte Bild setzt der Kreuzfahrtanbieter AIDA Cruises, hinter dem der US-Konzern Carnival Corporation steht. Auf www.aida.de wie auf Youtube betreibt das Unternehmen seinen eigenen TV-Kanal mit „wunderschönen Videos und traumhaften Bildaufnahmen“ von den Bahamas bis zum Polarkreis. Ein Moderator interviewt die zuständigen „Tour-Berater“, wodurch die sieben- bis achtminütigen Filme eine journalistische Anmutung bekommen sollen. Der Interviewer spielt indes nur den Stichwortgeber, für die Tour-Berater ist absolut jeder Halt auf der angepriesenen Kreuzfahrt ein „Highlight“. Durchbrochen werden die zahmen Dialoge von meist nur kurz eingeblendeten Vor-Ort-Sequenzen, die Lust auf mehr machen sollen. Da viele private Fernsehsender Reisemagazine machen, die einen kaum verhüllten Werbeeinschlag haben, reiht sich das „AIDA Reise TV“ nahtlos in dieses PR-nahe Genre ein.

Für die direkte Interaktion mit der Kundschaft gibt es die Aida-Weblounge. Hier dürfen die Kreuzfahrtteilnehmer von ihren schönsten Kreuzfahrten schwärmen – in Text-, Foto- wie in Videoform. Ergänzt wird der Webauftritt durch eine Frage&Antwort-Rubrik sowie durch ein Blog, in dem AIDA-Mitarbeiter die Kreuzfahrten ihres Arbeitgebers anpreisen. Sie waren ja schließlich selbst dabei. Last but not least wird bzw. wurde der „Fan der Woche“ gekürt. Der „aktuelle“ Fan heißt Kreuzfahrergerd, er wurde am 27. Februar 2015 aufs Tapet gehoben. Ein Zeichen dafür, dass Content Marketing nicht immer klappt.

Wer als Anbieter auf Nummer sicher gehen will, stellt wohl besser nur Reisechecklisten („Habe ich auch wirklich an alles gedacht?“) zur Verfügung. Deren Zahl geht im Internet allerdings gegen unendlich, die Konkurrenz ist enorm. Denn hier engagieren sich nicht nur Reiseveranstalter, sondern auch Versicherungen, Sparkassen, der ADAC oder auch Aldi Nord  – viele unterschiedliche Unternehmen also, die sich bei ihren Zielgruppen unentbehrlich machen möchten.

© 2016 Die Zweite Aufklärung

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